PresseKat - DER STANDARD-KOMMENTAR "Tauscht Bildung gegen Macht" von Lisa Aigner

DER STANDARD-KOMMENTAR "Tauscht Bildung gegen Macht" von Lisa Aigner

ID: 958562

(ots) - Wieder einmal zeigt eine Studie, dass Ă–sterreicher
schlecht lesen können, dass Bildung weitergegeben wird und dass es
Migranten hierzulande besonders schwer haben. Die internationale
Bildungsstudie "Piaac", bei der SchlĂĽsselkompetenzen der 16- bis
65-Jährigen getestet wurden, bestätigt nicht nur, was wir seit Jahren
wissen und worĂĽber ebenso lange diskutiert wird. Vielmehr zeigt sie
auch, dass bereits die Bildungspolitik der 1970er-, 1980er- und
1990er-Jahre verfehlt war und dass auch die Weiterbildung am
Arbeitsplatz nur schlecht funktioniert. Wie viele Studien mĂĽssen in
Österreich noch präsentiert werden, bis tatsächlich eine große
Bildungsreform passiert? In der groĂźen Koalition wurde in der
Vergangenheit hauptsächlich an kleinen Schrauben gedreht. Um nur ein
paar Beispiele zu nennen: Es gibt eine Neue Mittelschule, aber keine
Gesamtschule. Die Lehrerausbildung wurde zwar reformiert. Eine
gemeinsame Ausbildung aller Lehrer an einer Institution kann, muss
aber nicht passieren. Noch immer werden Pflichtschullehrer anders
ausgebildet als Gymnasiallehrer. Zur Verschlankung der
Schulverwaltung wurden gerade einmal die Bezirksschulräte
abgeschafft. Einer der größten Unterschiede zwischen den
skandinavischen Ländern, die in dieser Studie wieder einmal die
Besten sind, und Ă–sterreich ist nicht nur die vielzitierte und
umstrittene Gesamtschule. Die Lehrerausbildung und vor allem die
Lehrerauswahl ist eine andere. Ă–sterreich braucht bessere Lehrer, die
mit Freude an die Arbeit gehen und Zeit dafĂĽr haben, die SchĂĽler
individuell zu fördern. Bei der Reform der Lehrerausbildung wurde
bereits ein Auswahlverfahren fĂĽr kĂĽnftige Lehrer beschlossen. Es
bleibt zu hoffen, dass dieses so angelegt wird, dass tatsächlich nur
die besten vor den SchĂĽlern in der Klasse landen. Die Piaac-Studie
hat auch gezeigt, dass Ă–sterreichs Frauen in allen Altersgruppen sehr




viel schlechter rechnen können als Männer. Der Unterschied zu den
anderen OECD-Ländern ist signifikant. Das ist ein Auftrag an die
Politik, die Förderung von Frauen stärker ins Zentrum zu rücken. Auch
hier sind Reformen in der Schule gefragt. Lehrer mĂĽssen so
ausgebildet werden, dass auch die Mädchen für Mathematik begeistert
werden. Es scheint immer noch die Annahme zu geben, dass das nicht
notwendig sei. Es wird Zeit, dass die Parteiinteressen aus der
Bildungspolitik verschwinden. Mit der groĂźen Koalition herrscht in
der Bildungspolitik ein Gleichgewicht des Schreckens. Reformen werden
am Tauschbasar beschlossen. Das ist der Grund, warum es keine
geregelte Universitäten-Finanzierung und keine Gesamtschule gibt,
obwohl beides international üblich ist. Der nächste Bildungsminister
darf darum weder rot noch schwarz sein. Nur eine Person, die vom Erbe
des ewigen Bildungsstreites unbelastet ist und nicht auf die
Interessen der Parteifunktionäre schielen muss, kann die nötigen
Reformen umsetzen. FĂĽr ein Ende des Stillstands sollten sich SPĂ– und
ÖVP in der nächsten Koalition eine Partei dazuholen. Das
Bildungsministerium sollte von den GrĂĽnen oder den Neos besetzt
werden. Sicher ist: Mit SPÖ und ÖVP wird sich auch in der nächsten
Regierung nur wenig in der Bildungspolitik ändern. Wenn Österreich
bei der nächsten Piaac-Studie in zehn Jahren besser abschneiden will,
sollten beide die Verantwortung für das Ministerium für die nächsten
fĂĽnf Jahre abgeben.

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Tel.: (01) 531 70 DW 445

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Datum: 08.10.2013 - 19:05 Uhr
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Die Piaac-Studie zeigt einmal mehr: In der Bildungspolitik muss sich etwas ändern - Ausgabe vom 9.10



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