(ots) - Nürburgring-Investor aus den USA kam aus dem
Rennsport
Der Schweizer Finanzvermittler Urs Barandun weist den Vorwurf
zurück, der amerikanische Nürburgring-Investor Pierre S. Dupont sei
ein Betrüger gewesen. Dupont sei der Geschäftsführer einer
Investmentgesellschaft mit Sitz in Kalifornien und Florida gewesen,
sagte Barandun dem SWR-Politikmagazin "zur Sache Rheinland-Pfalz!"
Die Investmentgesellschaft sei weltweit tätig gewesen und habe eine
hohe Liquidität gehabt. Einer der Investoren, der im Hintergrund
beteiligt gewesen sei, "war einer der Hauptinvestoren in die
Nascar-Rennserie", sagte Barandun. Die National Association for Stock
Car Auto Racing (Nascar) ist einer der führenden Motorsportverbände
in den USA und Veranstalter verschiedener Rennserien.
Wegen der Motorsport-Verbindung habe sich die Nürburgring GmbH für
diese Investorengruppe entschieden, sagte Barandun. Bei der
Nascar-Serie habe es "Interesse an strategischen Synergien" gegeben:
"Es ging um Automobilrennsport, und es ging letztlich auch um die
Formel 1", sagte Barandun.
Der umstrittene Schweizer Finanzvermittler sollte 2008 und 2009
für die Firma Pinebeck Investoren suchen, die Geld in den rund 330
Millionen Euro teuren Freizeitpark am Nürburgring investieren würden.
Er habe vier Namen auf den Tisch gelegt, sagte Barandun. Das eine sei
das Konsortium um Dupont gewesen. Daneben habe es einen deutschen
Automobilhersteller gegeben, der indirekt auch im Rennsport aktiv
sei. Diese Person habe ihr Leben lang mit Automobilen zu tun gehabt.
"Der hatte ein eminentes Interesse, dort zu investieren", sagte
Barandun. Die anderen Interessenten aus dem Mittleren Osten "hatten
keinen Bezug zum Automobilrennsport, aber sonst genug flüssige
Mittel", so Barandun weiter.
Das Land Rheinland-Pfalz stellte als Beleg seiner Solvenz für die
Investorensuche zwei Bardepots von 80 Millionen Euro und von 95
Millionen Euro auf einem Schweizer Konto zur Verfügung. Seinem Modell
zufolge hätten die Immobilien am Nürburgring als Sicherheiten
gedient, sagte Barandun weiter: "Sollte man die Renditeziele nicht
erreichen, wäre der ganze Komplex dem Investor übereignet worden",
sagte der Schweizer. Er selbst hätte aber auf die Bardepots nicht
zugreifen können, betont Barandun: "Ich habe absolut Null kriminelle
Energie", sagte er: "Die Welt ist zu klein, um davon zu rennen." Auch
habe er "noch nie ein Dokument gefälscht."
Die Finanzierung war letztlich geplatzt, weil Barandun zwei
Barschecks in Höhe von 67 Millionen Euro und 33 Millionen Euro
unterschrieb und an seine Geschäftspartner weiter gab. Die Schecks
waren auf ein Konto Duponts ausgestellt, konnten aber nicht sofort
eingelöst werden, weil sich auf dem fraglichen Konto nicht genug Geld
befand. "Die Schecks können nur platzen, wenn sie tatsächlich in
Verzug sind, das waren sie aber nie", sagte Barandun dazu. Das
Einlösen eines Schecks dauere in der Regel zehn bis vierzehn Tage. Am
Schluss sei aber "alles unter Druck, unter Druck" gewesen, weil sonst
dem damaligen Finanzminister Ingolf Deubel (SPD) "die Felle davon
laufen." Dadurch seien Fehler passiert und das Geschäft geplatzt.
"Hier ist nur Inkompetenz und Absurdität an den Tag gelegt worden",
sagte Barandun.
Er selbst habe sorgfältig und transparent gearbeitet, für seine
Mühe aber nie Geld bekommen. "Ich habe weit über 100.000 Schweizer
Franken investiert", sagte Barandun. Dazu kämen Kosten für
vertragliche Abklärungen, Juristen und Vertragsanpassungen. "Wenn man
noch eine Konventionalstrafe wegen Vertragsbruch mit einbezieht und
einen Kollateralschaden, dann geht das über fünf Millionen Euro",
sagte Barandun. Er habe deshalb vergangenes Jahr eine Strafanzeige
gegen Unbekannt bei der Bundesstaatsanwaltschaft in der Schweiz
platziert. "Zivilrechtlich kann ich im Moment noch nichts machen,
dieser Punkt wird aber kommen", versicherte er.
Bei der Staatsanwaltschaft Koblenz läuft weiterhin ein
Ermittlungsverfahren gegen Barandun wegen Scheckbetrugs.
Ex-Finanzminister Ingolf Deubel muss sich wegen Vorwürfen der
Gelderveruntreuung ab dem 16. Oktober vor Gericht verantworten.
Deubel hat die Vorwürfe stets bestritten. "zur Sache
Rheinland-Pfalz!" hat Baranduns einstige Geschäftspartner sowie den
Ex-Finanzminister zu Interviews angefragt. Keiner der Beteiligten
wollte sich der Kamera stellen.
Der SPD-Landtagsabgeordnete Clemens Hoch hält die Darstellung
Baranduns für wenig glaubwürdig. "Wenn ich einen Scheck habe, will
ich den auch einlösen und will das Geld haben", sagte Hoch dem SWR.
Das Verfahren sei ja nicht deshalb geplatzt, weil die deutsche Seite
Schecks ins Spiel gebracht habe, sondern weil Barandun seine Zusagen
nicht eingehalten habe, betonte Hoch: "Es kam ja nie Geld an." Die
Forderung, nach Eingang der Schecks erst einmal vierzehn Tage
stillhalten zu müssen, sei unrealistisch gewesen. "Da ist jemand, der
seinen Ruf wiederherstellen möchte und Werbung in eigener Sache
macht", sagte Hoch.
"Für mich wirft dieses Interview neue Fragen auf", sagt hingegen
der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Christian Baldauf dem
SWR. "Die Schecks waren nicht gedeckt", betonte er. Wenn Barandun
behaupte, sie wären vierzehn Tage später gedeckt gewesen, sei das
nicht nachprüfbar. "Wenn es so war, wie er es sagt, hat die
Landesregierung ein noch größeres Problem, als sie es bisher schon
hat", sagte Baldauf.
Weitere Informationen zu diesem Thema: heute, 13.9.2012, 20.15 Uhr
in "zur Sache Rheinland-Pfalz!" im SWR Fernsehen. Zitate gegen
Quellenangabe "zur Sache Rheinland-Pfalz!" frei.
Bei Fragen können Sie sich an Edgar Verheyen, Tel.
06131/929-33512, edgar.verheyen(at)swr.de, wenden.