(ots) - Am Dienstag dieser Woche, dem 29. November 2011, 
veranstaltete der Bundesverband Öffentliche Dienstleistungen (bvöd) 
seine Jahreskonferenz in Berlin, die unter dem Motto "Neue 
Bürgergesellschaft - repräsentative Demokratie und Bürgerbeteiligung"
stand.
   Die Konferenz bildete den Auftakt der bvöd-Veranstaltungsreihe 
"Fokus Daseinsvorsorge - Impulse für die öffentliche Wirtschaft". 
Angesichts der aktuellen Entwicklungen zu Stuttgart 21 diskutierten 
Vertreter kommunaler Unternehmen und Stadtwerke mit Gästen und 
Experten aus Wissenschaft, Verwaltung und Verbänden über die 
Herausforderungen für öffentliche Unternehmen, wenn politische 
Investitionsentscheidungen für Infrastrukturprojekte zunehmend zum 
Gegenstand kontroverser gesellschaftlicher Auseinandersetzungen 
werden.
   Hans-Joachim Reck, Präsident des bvöd, und Professor Holger 
Mühlenkamp, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates des bvöd, 
begrüßten die Gäste in den neuen Räumlichkeiten des VKU Forums in der
Invalidenstraße in Berlin-Mitte. 
   Reck unterstrich, dass gerade kommunale und regionale Unternehmen 
als Erbringer und Initiatoren von Projekten der Daseinsvorsorge im 
Energie-, Abfall- und Verkehrsbereich mit Forderungen von Bürgern 
konfrontiert sind, eine direktere Beteiligung an Entscheidungen und 
Planungsprozessen vor Ort und eine höheres Maß an Transparenz bei der
Planung und dem Ausbau von Infrastrukturprojekten zu ermöglichen.
   "Für die öffentlichen Unternehmen liegen in dieser Entwicklung 
Chancen und Risiken. Es können zeitliche und finanzielle Risiken für 
die Rechts- und Planungssicherheit von Investitionen auftreten, 
jedoch erhöht eine lokale Einbindung von Bürgern und Kunden als 
Projektpartner kommunaler Unternehmen die Legitimation zur Planung 
von Projekten und schafft für alle Beteiligten Chancen für neue 
Spielräume, größere Planungssicherheit und erweiterte Perspektiven", 
so der bvöd-Präsident und Hauptgeschäftsführer des Verbandes 
kommunaler Unternehmen e.V. (VKU). Stadtwerke, Verkehrsbetriebe und 
andere öffentlichen Dienstleister könnten sich Vorteile im Wettbewerb
verschaffen, da die lokale und regionale Nähe ein Alleinstellungs- 
und Attraktionsmerkmal kommunaler Unternehmen sei.
   In seiner Grundsatzrede berichtete Dr. Klaus Hänsch, Präsident des
Europäischen Parlaments a.D., von seinen Erfahrungen als Leiter des 
Mediationsverfahrens zum Ausbau des Frankfurter Flughafens. 
"Mediation ist kein Selbstzweck, sondern eine sinnvolle Ergänzung zu 
den üblichen Aufgaben und Zuständigkeiten der Verwaltung und der 
Politik bei Großprojekten". Hänsch unterstrich, dass eine Mediation 
mit allen Beteiligten klären muss, worüber überhaupt verhandelt 
werden kann. Solange der Verhandlungsrahmen nicht klar gesetzt sei, 
könne auch ein Mediationsverfahren nicht erfolgreich zum Abschluss 
gebracht werden.
   Dr. Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und
Gemeindebundes (DStGB), forderte dazu auf, Bürgerbeteiligung als 
Grundprinzip der Kommunalpolitik wahrzunehmen. Die repräsentative 
Demokratie solle dabei aber nicht in Frage gestellt werden, sondern 
diese ergänzen. "Bürgerbeteiligung ist nicht gleich Bürgerentscheid. 
Komplexe Entscheidungen zu Einzelvoraben können nicht mit einem 
einfachen Ja oder Nein beantwortet werden." Zudem müsse das Ziel 
einer modernen Bürgerbeteiligung nicht die Zunahme von 
Schlichtungsverfahren, sondern ein möglichst breiter Konsens im 
Vorfeld sein. 
   Dr. Reinhard Wulfhorst, Referatsleiter im Ministerium für Energie,
Infrastruktur und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommern, zeigte in
seinem Vortrag auf, dass momentan gesetzlich definierte Instrumente 
und Verfahren zur aktiven Beteiligung von Bürgern nicht ausreichend 
sind. "Wichtige Entscheidungen fallen vor der ersten 
Öffentlichkeitsbeteiligung. Dann ist es für eine ergebnisoffene 
Diskussion von Alternativen zu spät. Außerdem hängt der Erfolg jeder 
Bürgerbeteiligung entscheidend davon ab, ob Politik, Verwaltung und 
Wirtschaft sie wirklich wollen. Eine positive Einstellung kann man 
aber nicht verordnen."
   Wulfhorst stellte die aus seiner Sicht notwendigen Eckpunkte einer
Kommunikations- und Beteiligungsstrategie vor, die die förmliche 
Öffentlichkeitsbeteiligung durch informelle Beteiligungsformen 
ergänzt. Ein Ziel müsse die absolute Transparenz der 
Entscheidungsprozesse sein, um verlorengegangenes Vertrauen der 
Bürgerinnen und Bürger zurückzugewinnen.
   Auf Grundlage dieses Vortrages gingen die Teilnehmer der sich 
anschließenden Podiumsdiskussion der Frage nach, welche Strategien 
bei Infrastrukturprojekten sinnvoll sind, um die öffentliche 
Akzeptanz zu fördern und wie Beteiligungen zukünftig ausgebaut werden
sollten. Gemeinsam mit den Gästen und Wulfhorst diskutierten 
Professor Thorsten Beckers, Leiter der Arbeitsgruppe 
Infrastrukturökonomie und -management am Fachgebiet Wirtschafts- und 
Infrastrukturpolitik der TU Berlin, Peter Moser, Fachlicher Leiter 
des Kompetenznetzwerks Dezentrale Energietechnologien e. V. und 
Oliver Wolff, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher 
Verkehrsunternehmen VDV. Die Moderation übernahm Friederike von 
Tiesenhausen, Financial Times Deutschland.
   Der Bundesverband Öffentliche Dienstleistungen - Deutsche Sektion 
des CEEP e.V. ist ein politischer Bundesverband im Bereich der 
öffentlichen Wirtschaft und Daseinsvorsorge mit Sitz in Berlin, der 
Interessen der Erbringer öffentlicher Dienstleistungen mit besonderem
Fokus auf europäische Sachverhalte vertritt. Neben kommunalen 
Unternehmen und Stadtwerken sind Wirtschafts- und Fachverbände, 
Kommunale Spitzenverbände und Arbeitgeberorganisationen innerhalb des
bvöd organisiert. Auf EU-Ebene bringt der bvöd als deutsche Sektion 
die Interessen der öffentlichen Arbeitgeber über den Zentralverband 
der öffentlichen Arbeitgeber und Unternehmen in Europa (CEEP - 
European Centre of Employers and Enterprises providing Public 
services) ein.
Pressekontakte:
Inge Reichert, Geschäftsführerin bvöd
030 85072022
reichert(at)bvoed.de, www.bvoed.de 
Dominik Hellriegel
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
030 8521046
hellriegel(at)bvoed.de, www.bvoed.de