(ots) -
Anmoderation:
Die Kanzlerin hatte an diesem Wochenende jede Menge Besuch: Seit
Samstag schieben sich Tausende Besucher beim Tag der Offenen Tür
durch's Kanzleramt. Beim wichtigsten Termin am Sonntag aber musste
die Öffentlichkeit draußen bleiben. In der Bibliothek des
Kanzleramtes gab Angela Merkel im ZDF-Sommerinterview Antworten auf
die Fragen der Leiterin des Hauptstadt-Studios, Bettina Schausten.
Die ZDF-Sommerinterviews gelten in Deutschland als absolute
"Polit-Klassiker"! Von Juli bis Ende August stellen sich die
Spitzenvertreter der Bundestagsparteien - meist im lockeren Ambiente,
oft ohne Jackett oder ohne Krawatte - im Interview. Hauptthema des 20
Minuten langen Gesprächs am Sonntag (21.8.2011) mit der
Bundeskanzlerin waren natürlich die Turbulenzen an den Börsen in den
letzten Wochen und die Angst der Bürger vor einer Rezession. Auf die
Frage von Bettina Schausten, ob der deutsche Aufschwung jetzt zum
Erliegen kommt, gab Bundeskanzlerin Angela Merkel sich relativ
zuversichtlich
1. O-Ton Angela Merkel
Ich kann das zurzeit nicht sehen. Wir haben noch vor wenigen Tagen
Ankündigungen aus dem Mittelstand gehabt, neue Arbeitsplätze zu
schaffen. Die ganze Wirtschaftsentwicklung über das Jahr betrachtet -
nicht nur das letzte Quartal - ist besser, als wir das in den
Prognosen im letzten Jahr gesehen haben. Die Arbeitsmarktalge
entwickelt sich gut. Deswegen glaube ich, dass wir die Chance haben
auf dem Weg eines Aufschwungs weiterzugehen... Das Börsendrama
springt nicht über auf die Realwirtschaft? Voraussagen sind natürlich
nicht so einfach in diesen bewegten Zeiten. Ich kann nur sagen: Ich
sehe nichts was auf eine Rezession in Deutschland hindeutet, aber ich
sehe ehebliche langfristige Aufgaben, die etwas zu tun haben mit dem
Vertrauen, das die Märkte in Europa wieder gewinnen müssen. Und das
hat sehr viel mit dem Abbau der Verschuldung zu tun. (0'51)
Eine klare Absage gab Angela Merkel im ZDF-Sommerinterview beim
Thema Eurobands. Sie sind laut Merkel kein Mittel in der jetzigen
Situation die Märkte und Länder zu stabilisieren:
2. O-Ton Angela Merkel
Die Lösung der jetzigen Krise wird mit Eurobonds nicht möglich
sein Und deshalb sind Eurobonds auch nicht die Antwort...... Aber Sie
schließen sie nicht aus? Wir wollen jetzt die Krise bewältigen und
Eurobonds sind die Vergemeinschaftung aller Schulden. Ohne dass dem
eine Konstruktion der EU entgegensteht, in der wir alle
Haushaltshoheit auf Europa übertragen haben. Ich weiß nicht, ob wir
in einer fernen Zukunft wir uns weiter entwickeln müssen. Aber zum
jetzigen Zeitpunkt, wir haben ja eine dramatische Krise, sind
Eurobonds die falsche Lösung. Sie führen uns in die Schuldenunion und
nicht in die Stabilitätsunion. (0'42)
"Die Dinge müssen jetzt an den Wurzeln angepackt werden", diesen
von der Bundeskanzlerin häufig benutzte Formulierung, musste sich
auch ZDF-Moderatorin Bettina Schausten anhören. Erst auf intensives
Nachfragen kam von Angela Merkel eine klare Aussage dazu, wie die
Finanzkrise vieler EU-Länder gelöst werden könnte:
3. O-Ton Angela Merkel
Jedes Land muss sich um den Abbau seiner Schulden selbst kümmern.
Deshalb schlagen Nicola Sarkoszy und ich vor, dass wir die
Schuldenbremsen überall bei uns zuhause einführen. Denn es gibt keine
Möglichkeit für die Kommission heute in die Haushalte der nationalen
Staaten einzugreifen und zu sagen, so dürft ihr das nicht machen.
Also müssen wir uns selbst verpflichten als Mitgliedsstaaten Wer
Solidarität erwartet, muss auch Selbstverpflichtung eingehen.(0'28)
Das ZDF-Sommerinterview mit der Kanzlerin wurde - wie in den
letzten Tagen - am frühen Nachmittag aufgezeichnet. So konnte Bettina
Schausten auch auf die aktuelle Lage in Libyen eingehen. Angela
Merkel:
4. O-Ton Angela Merkel
Wir sind immer dafür gewesen, dass das libysche Volk, genauso wie
das syrische und das tunesische, seine Freiheit bekommt. Es gab
Diskussionen über die Mittel und Wege. Aber natürlich freuen wir uns.
Und ich habe seit langem gesagt, genauso wie der Außenminister, dass
Ghadafi seine Legitimation verloren hat. Und es wäre nur gut, wenn er
möglichst schnell aufgibt um Blutvergießen zu verhindern, dass es
nicht noch weitere Menschenleben kosten wird. Die Rebellen haben
große Fortschritte gemacht. Deutschland arbeitet in der
Libyen-Kontaktgruppe mit. Wir haben eine Vertretung in Bengasi
erreichtet und wir werden das libysche Volk weiter unterstützen.
(0'40)
Abmoderation
Heute Abend, Sonntag, um 19 Uhr 10 im ZDF: Das Sommerinterview von
Bettina Schausten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel.
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