(ots) - Wozu das ganze Drama? Seit einem Vierteljahr 
streiten sich Demokraten und Republikaner über eine Anhebung der 
staatlichen Schuldengrenze. Dabei handelte es sich vom ersten Tag an 
um einen Krimi, dessen Ausgang sämtlichen Akteuren von vornherein 
bekannt war. Jeder Politiker in Washington wusste, dass ein Scheitern
der Verhandlungen keine Option war. Ohne einen Kompromiss wäre ein 
Desaster an den Finanzmärkten zu erwarten gewesen. Der Dollar wäre 
eingebrochen und Zinsen wären in die Höhe geschossen. Der 
Vertrauensverlust in die USA hätte die Weltwirtschaft durchaus in 
eine neue Rezession stürzen können. Das konnte sich niemand leisten, 
und das wussten sie alle.     Warum also hat es so lange gedauert? 
Letzten Endes, und das ist die traurige Fußnote zu dieser politischen
Groteske, drehte sich alles um den amerikanischen Wahlkampf. 
Republikaner standen unter dem Einfluss ihres rechtsgerichteten 
Parteiflügels, der sogenannten Tea Party, die sich Hoffnungen macht, 
im kommenden Jahr Präsident Barack Obama aus dem Amt zu jagen. Die 
Erzkonservativen forderten tiefe Einschnitte in staatliche 
Ausgabenprogramme, einschließlich gesetzlich garantierter Programme 
wie der Krankenversorgung und Rentenversicherung. Obama und die 
Demokraten hingegen bestanden darauf, dass auch Wohlhabende ihren 
Beitrag zum Schuldenabbau leisten und etwas mehr ans Finanzamt 
abführen. Im Augenblick sieht es so aus, als wäre Obama eingeknickt. 
Er wollte nicht als Präsident dastehen, der tatenlos dem Absturz der 
weltgrößten Volkswirtschaft zusieht. Geplant sind nämlich durch die 
Bank massive Kürzungen, aber keine Steuererhöhungen.     Dabei hätten
sich die Politiker in Washington ein Beispiel an jenen Europäern 
nehmen können, die man vor nicht allzulanger Zeit wegen der 
Schuldenkrise in Griechenland und anderen Randstaaten der Eurozone 
noch verspottet hatte. Dort wurden Hilfsprogramme mit drastischen 
Sparauflagen rasch und effizient verabschiedet. Gewiss sind damit 
nicht alle Probleme gelöst. Doch aber hat man bewiesen, dass Krisen 
mit Vernunft und Kompromissbereitschaft begegnet werden kann, 
Qualitäten, an denen es den Entscheidungsträgern in der US-Hauptstadt
offenbar fehlt. Das amerikanische Schuldendrama hat keine Gewinner, 
doch aber lauter Verlierer.
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten(at)westdeutsche-zeitung.de