(ots) - 
   Trotz Wirtschaftsaufschwung und Steuermehreinnahmen stehen die 
Bundesländer und Kommunen in Deutschland vor großen finanziellen 
Herausforderungen: Seit diesem Jahr gilt die Schuldenbremse, die 
Konjunkturpakete laufen aus. Folglich gewinnen öffentlich-private 
Partnerschaften, so genannte ÖPP, zur Finanzierung von Investitionen 
in die Öffentliche Infrastruktur wieder an Aufmerksamkeit. Die 
PartnerRegio, ein Netzwerk von Förderbanken, und die Europäische 
Investitionsbank (EIB) stellen hierfür seit heute ein Rahmendarlehen 
in Höhe von 400 Millionen Euro bereit. Zu diesem Thema spreche ich 
jetzt mit dem Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Öffentlicher 
Banken Deutschlands, Karl-Heinz Boos, sowie dem Vizepräsidenten der 
Europäischen Investitionsbank, Dr. Matthias Kollatz-Ahnen und dem 
Vorsitzenden der Thüringer Aufbaubank, Matthias Wierlacher.
   (Interview)
   1. Herr Boos, zunächst die Frage an Sie: Welche Projekte sollen 
über das neue Rahmendarlehen gefördert werden? Wer ist die 
Zielgruppe?
   Ja also durch dieses neue Rahmendarlehnen und durch diese 
Vereinbarungen sollen im Wesentlichen öffentliche 
Infrastrukturprojekte finanziert werden. Da geht`s im Wesentlichen um
schulen, Krankenhäuser, Sportstätten, öffentliche Einrichtungen. Die 
Zielgruppe, die wir damit ansprechen wollen, sind diejenigen, die 
diese Aufträge ausschreiben. Das sind öffentliche Auftraggeber, also 
Bund, Länder, Kommunen, die in diesem Rahmen eben diese Projekte als 
öffentlich private Partnerschaften finanzieren sollen.
   2. Was macht Förderbanken im Vergleich zu anderen Banken zu den 
besseren Partnern bei der Realisierung von ÖPP?
   Förderbanken haben einen wesentlichen Vorteil: Sie sind staatlich 
garantiert. Haben dadurch einen besseren Zugang zu den Kapitalmärkten
und können aufgrund ihrer staatlichen Garantie Gelder günstiger 
aufnehmen und diesen Vorteil, den sie bei der Kapitalaufnahme haben 
in ihrem Förderauftrag dann weitergeben in Form von vergünstigten 
Darlehnen.
   3. Herr Kollatz-Ahnen, die Europäische Investitionsbank (EIB) hat 
seit den 1980iger Jahren rund 30 Milliarden Euro an Darlehen für ÖPP 
zur Verfügung gestellt. Welche Bedeutung haben ÖPP in Deutschland und
Europa?
   Also mit den 30 Milliarden ist die europäische Investitionsbank 
sicherlich europaweit der größte Finanzierer von Public Private 
Partnership oder öffentlichen Partnerschaftsprojekten. Grundsätzlich 
kann man sagen, dass so zwischen 10 und 15 Prozent der öffentlichen 
Investitionen geeignet sind für diese Art der Finanzierung, die also 
über einen ganzen Lebenszyklus angelegt sind. In Deutschland ist das,
wenn diese Zahl mit 10-15 % soweit stimmt, ist das sicherlich noch 
nicht ausgeschöpft. Am weitesten entwickelt ist diese 
Finanzierungstechnik in Groß Britannien und wir haben aber in 
Deutschland gesehen, dass es in den letzten Jahren bei größeren 
Verkehrsprojekten, wie Autobahnfinanzierungen, bei größeren anderen 
öffentlichen Hochbauprojekten in Einsatz gekommen ist und wir sehen 
eigentlich jetzt eine verstärkte Hinwendung im Gesundheitssektor zum 
Beispiel bei der Krankenhausfinanzierung. Und auch im kommunalen 
Infrastruktursektor, zum Beispiel für Verkehrsfinanzierungen. Und das
sind aber dann Projekte mit kleineren Finanzierungsvolumina, aber in 
der Breite in großer Zahl.
   4. Woran scheitern öffentlich-private Partnerschaften oftmals in 
der Praxis?
   Zum Einen scheitern sie daran, dass nicht genug standardisierte 
Konzepte vorhanden sind. Sie brauchen dort ein hohes Maß an 
Standardisierung. Was am Anfang naturgemäß erstmal nicht da ist, weil
die Verträge relativ komplex sind. Als Zweites ist es so, dass Sie 
manchmal daran scheitern, dass dann auch die Risikonehmer von der 
Finanzseite nicht da sind. Da können dann solche 
Finanzierungsfazilitäten, wie wir sie heute hier unterschreiben oder 
unterschrieben haben nützlich sein. Und als Drittes scheitern sie 
manchmal daran, das ist aber normal im Wirtschaftsleben, weil die 
Partner dann einfach unterschiedliche Vorstellungen haben. So und 
wenn man jetzt mehr davon sehen will, bedeutet das auch nicht, dass 
in Zukunft nicht die eine oder andere Finanzierung scheitert. Sondern
wenn es gelingt, ein ausreichendes Finanzangebot zu haben und auch 
genug Standardisierung zu erreichen, dann wird es sicherlich eine 
größere Verbreitung in Deutschland finden als bisher.
   5. Das Netzwerk "PartnerRegio" wurde 2008 gegründet, um den 
ÖPPStandort Deutschland weiter zu optimieren. Herr Wierlacher, die 
Thüringer Aufbaubank ist einer der Mitbegründer von "PartnerRegio". 
Welche Bilanz ziehen Sie nach drei Jahren Arbeit?
   Eine ganz intensiv positive. Weil das Knowhow, das uns 
PartnerRegio geboten hat, in das wir natürlich unser Wissen auch 
einspeisen, uns überhaupt erst in die Möglichkeit versetzt hat, das 
Geschäft zu generieren, im Bereich Infrasruktur-Förderung, im Bereich
ÖPP-Projekte, was wir heute darstellen. Das hilft uns in der 
Leistung, die wir unseren Kunden bieten wollen ganz enorm.
   6. Welche Vorteile erhoffen Sie sich von der Zusammenarbeit mit 
der Europäischen Investitionsbank für das Thema "ÖPP" in Deutschland?
   Ja wir haben mit der europäischen Investitionbank (EIB) in den 
letzten Jahren sehr sehr gute Erfahrungen. Die EIB hilft uns erstens 
Sicherheit in der Refinanzierung zu bekommen, sie bietet langfristige
Laufzeiten und das verbunden mit Flexibilität in den Verträgen und 
auch mit angemessenen Zinssätzen. Und auf dieser Basis möchten wir 
natürlich auch unseren Kunden diese Leistung weitergeben können.
   (Beitragende)
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