THW Kiel empfängt am Mittwoch den SC MagdeburgSport1 überträgt live und kostenpflichtig im Internet
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Mitten im Löwen-Champions-League-Sandwich wartet auf den THW Kiel am Mittwoch ein harter Brocken: Die Kieler empfangen in der Sparkassen-Arena den Tabellen-Achten aus Magdeburg. Der SCM ist nach finanziell wie sportlich schwierigen Jahren wieder auf dem Weg nach oben, wenngleich die Bördestädter zuletzt mit drei Niederlagen aus vier Spielen den bisherigen Top-Eindruck ein wenig revidierten. Die Partie wird um 20.15 Uhr angepfiffen, Sport1 überträgt das Spiel kostenpflichtig live im Internet.
Es war das Jahr 2002, das den Handball-Mythos in der sachsen-anhaltinischen Landeshauptstadt wieder aufleben ließ: Der SC Magdeburg hatte zwölf Jahre nach der Wiedervereinigung die Champions League gewonnen, der Schritt auf den europäischen Thron sollte für die Bördestädter auch ein Schritt in eine goldene Zukunft werden. Doch der Titelgewinn unter dem damaligen SCM-Trainer Alfred Gislason stellte tatsächlich eine Zäsur in der bis dato so erfolgreichen Vereinsgeschichte dar. Seitdem ging es für den zehnmaligen DDR-Meister und Bundesliga-Krösus 2001 - bis auf die Ausnahme EHF-Pokalsieg 2007 - eigentlich nur noch in eine Richtung: nach unten. Tiefpunkte waren bei der Talfahrt die drohende Zahlungsunfähigkeit, das Desaster in der Aufarbeitung der Altlasten aus der Ära Bernd-Uwe Hildebrandt und die vergangene Saison: Mit Platz elf fuhren die selbst ernannten "Gladiators" das schlechteste Ergebnis seit ihrer Eingliederung in die gesamtdeutsche Handball-Bundesliga ein (siehe auch Gegnerdaten Magdeburg). Hinzu kamen das Wechsel-Theater um Michael Biegler und immerwährende Kompetenz-Streitigkeiten.
Doch all das soll nun ein Ende haben. Marc-Henrik Schmedt übernahm den Managerposten, als Trainer der zweitjüngsten Mannschaft der TOYOTA HBL verpflichteten die Magdeburger Frank Carstens aus Hannover. Und der Beiname "Gladiators" verschwand wieder von der Bildfläche. "Wenn wir hier einen Neuanfang wagen wollen, müssen wir uns auf das Ursprüngliche besinnen", begründete Schmedt die Entscheidung für die Wiedereinführung des alten Logos des Gesamtvereins, das eine Jungfrau auf dem Magdeburger Stadttor zeigt. "Wir müssen uns auf das besinnen, was uns immer stark gemacht hat. Dazu benötigen wir keinen Zusatz."
Schmedt und sein Team aus Frank Carstens und Geschäftsstellenleiter Steffen Stiebler setzen mit ihren Mitarbeitern alles daran, um den SCM aus dem Tal der Tränen wieder heraus zu führen. "Wir müssen den Wendepunkt schaffen", fordert Schmedt. Und gleichzeitig ruft er die zum Teil ungeduldigen Fans und Sponsoren des nordostdeutschen Vorzeigeclubs zur Geduld auf: "In dieser Saison ist das Ziel ein einstelliger Tabellenplatz. Wir haben einen Stufenplan: In drei Jahren wollen wir wieder international spielen."
Damit soll auch ein wenig der einstigen Strahlkraft zurück an die Elbe geholt werden, die in den vergangenen Jahren angesichts der finanziell dramatischen Lage arg verblichen war. Auch deshalb tritt Schmedt auf die Euphoriebremse. "Wir müssen sportlich wie auch wirtschaftlich maßvoll wachsen. Wir brauchen keine Luftschlösser bauen, vielmehr müssen wir stabilisiert in die Zukunft gehen." Man sei auf einem guten Weg, die Mannschaft und die finanzielle Situation zu gesunden, hatte Schmedt unlängst festgestellt.
Zumindest was den sportlichen Teil dieser Aussage angeht, lässt sich diese Feststellung auch mit Zahlen belegen. Der SC Magdeburg gehörte zu Beginn dieser Spielzeit ohne Frage zu den sportlichen Überraschungen der Liga. Das Team schien den personellen Aderlass nach den Finanzschwierigkeiten weggesteckt zu haben. Der Auswärtserfolg in Flensburg und auch der Heimsieg gegen die Rhein-Neckar Löwen ließen die Konkurrenz aufhorchen, zuletzt musste die junge Mannschaft von Frank Carstens aber auch Rückschläge verkraften. Das 17:29 in Göppingen glich einer Offenbarung, und auch die Heimniederlage gegen Balingen-Weilstetten tat nicht nur den eigenen Fans weh. Zuletzt verloren die Bördestädter dann bei der HSG Wetzlar mit 25:28. Dennoch: Mit nur zehn Minuspunkten kratzen die Bördestädter nach einem Drittel der Saison sogar an den internationalen Rängen (siehe auch Gegnerkurve SC Magdeburg und Tabelle).
Es scheint, als ob der SCM im 20. Jahr seiner Bundesliga-Zugehörigkeit wesentlich stabiler als in den Vorjahren ist. Und das, obwohl Frank Carstens vor dieser Spielzeit unter anderem den Abgang von Christoph Theuerkauf (nach Lemgo) und Damien Kabengele (nach Toulouse) verkraften musste. Doch Carstens und Co. hatten offenbar ein gutes Händchen bei den Neuverpflichtungen. Vor allem der von RK Celje gekommene slowenische Nationalspieler Jure Natek schlug fantastisch ein: Mit 61 Toren rangiert der Halbrechte in der internen Torschützenliste auf Platz zwei, nur geschlagen von dem mit Filip Jicha gemeinsam Führenden der Bundesliga-Torschützenliste Robert Weber (89 Treffer). Gemeinsam mit dem Österreicher bildet Natek das torgefährlichste Linkshänder-Duo der Liga. "Jure Natek ist mit seiner Kaltschnäuzigkeit unser Hoffnungsträger. Er ist ein Schlitzohr", sagt Carstens über den 1,94-Meter-Mann. Ihm zur Seite gestellt wurde mit Zsolt Balogh eines der hoffnungsvollsten ungarischen Rückraumtalente, das schon mit Laszlo Nagy verglichen wird. "Er hat einen starken Wurf, in der Defensive aber noch Verbesserungspotenzial", stellt der Magdeburger Trainer auch seinem zweiten Neuzugang ein bisher gutes Zeugnis aus. Im linken Rückraum unterstützt Damir Doborac den Kapitän Fabian van Olphen. Der vierte Neuling im Kader der Magdeburger ist ein "alter HBL-Bekannter": Kreisläufer Kjell Landsberg wechselte aus dem Süden (Göppingen) in den Nordosten. "Mein Ziel ist es, die Bördelandhalle wieder zu einer furchteinflößenden Festung zu machen", hatte Landsberg erklärt (siehe auch Gegnerkader SC Magdeburg).
Die Zuschauer scheinen in Magdeburg tatsächlich die alte Liebe zu ihrem SC Magdeburg wieder zu entdecken. Nachdem im vergangenen Jahr der Zuschauerschnitt auf 4580 pro Spiel zurück gegangen war, kamen in diesem Jahr trotz bisher eher unattraktiver Gegner schon durchschnittlich 4368 Fans in die Bördelandhalle. Sie sehen ein Team, das zumeist kompromisslos zur Sache geht: 53 Zeitstrafen in zwölf Spielen (zum Vergleich: Der THW kam mit 23 Strafen aus), sprechen eine deutliche Sprache. "Ich habe einen 14-Mann-starken Kader zusammen. Wenn alle da sind, sind wir ein sehr ausgeglichenes und entwicklungsfähiges Team mit vielen jungen Spielern", sieht Carstens seine Jungs und den Verein auf dem richtigen Weg. Der soll bekanntlich wieder zu altem Glanz führen. "Wie groß das Potenzial ist, wird sich zeigen." Sein Manager Schmedt hält große Stücke auf den ehemaligen Hannoveraner. "Er hat dort einen Superjob gemacht und steht für eine neue Zeit, für eine neue Ära." Diese neue Ära soll den SCM wieder dorthin führen, wo er lange Zeit stand: eben nach ganz oben.
Das Spiel am Mittwoch werden Bernd und Reiner Methe pfeifen. Das Aufeinandertreffen der beiden einzigen deutschen Champions-League-Sieger war zuletzt eine spannenden Angelegenheit: In der vergangenen Saison holte sich der THW mit dem hauchdünnen 30:29 in der Bördelandhalle zwei wichtige Punkte auf dem Weg zum Titel. Das Rückspiel gewannen die Kieler dann klar mit 37:25. In den bisherigen 38-Bundesliga-Duellen gewannen die Zebras 25 Partien, viermal trennte man sich unentschieden, neun Partien gewannen die Sachsen-Anhaltiner (siehe auch Gegnerdaten SC Magdeburg).
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