PresseKat - Westfalen-Blatt: zu Jerusalem

Westfalen-Blatt: zu Jerusalem

ID: 1514292

(ots) - Wer im Heiligen Land die Lage eskalieren lassen
will, der tut das an der für beide Konfliktparteien heiligsten
Stelle. Wenn der Tempelberg ins Spiel kommt, bestimmt Religion die
Politik. Nun ist es nicht so, als hätte Israels Regierung grundlos
und aus reiner Schikane an den Eingängen zum Tempelberg
Metalldetektoren aufgestellt. Der Entscheidung ging ein tödlicher
Anschlag auf zwei israelische Polizisten an der sensiblen Stätte
voraus. Und weil Sicherheit hier immer an erster Stelle steht, muss
ein Ministerpräsident schnell und hart reagieren. Jedenfalls ein
Ministerpräsident, der an der Macht bleiben will. Und das will
Benjamin Netanjahu. Israels Regierungschef ist zu einem Getriebenen
geworden. Sein Kabinett dominieren Nationalreligiöse und Siedler, auf
deren Stimmen er wegen knapper Mehrheit angewiesen ist. Nach
Zwischenfällen setzen die Scharfmacher Netanjahu mit ihren
Forderungen unter Druck. Dem Premier wird es als Schwäche ausgelegt,
dass er die Metalldetektoren am Tempelberg wieder hat entfernen
lassen. Allerdings war er gezwungen, so zu handeln - um den Wachmann
der israelischen Botschaft in Jordanien, der in Amman einen Angreifer
und einen weiteren Mann getötet hatte, schnell zurück nach Hause
holen zu können. Es heißt, dass der jordanische König Abdullah II.
Netanjahu mehr oder weniger erpresst haben soll. Dazu muss man
wissen, dass Jordanien über seine Stiftung den Tempelberg verwaltet.
Wenn Netanjahu nun andere, bessere Kontrolltechnik ankündigt, dürfte
auch das kein Befreiungsschlag sein. Denn die Palästinenser lehnen
alles ab, was den Status Quo am Tempelberg verändert. Damit meinen
sie auch neue Kameras, mit denen die israelische Polizei Gefährder
erkennen will. Da Netanjahu sich keinen Gesichtsverlust leisten kann,
muss er neue Formen der Ãœberwachung des Areals durchsetzen - ganz




gleich, ob die Muslime deswegen den Tempelberg samt Felsendom und
Al-Aqsa-Moschee aus Protest boykottieren wollen und massenhaft in
Jerusalems Altstadtgassen beten. Die weitere Eskalation ist also
programmiert. Kommt die Eskalation Mahmud Abbas wirklich gelegen? Ja
und nein. Der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde gilt
als schwach und unbeliebt, weil er bislang relativ eng mit Israel
zusammengearbeitet hat. Vor allem in Sachen Sicherheit. Denn Israel
und Abbas' Fatah-Organisation haben den gleichen Feind: die
islamistische Hamas, die im Gazastreifen herrscht und in Abbas'
Westjordanland politisch immer stärker wird. Natürlich kann man
Netanjahu und Abbas Schwäche vorwerfen. Aber die Aussicht auf das,
was nach ihnen zu kommen droht, lässt die Situation beinahe
erträglich erscheinen.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
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Datum: 25.07.2017 - 21:00 Uhr
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