(ots) - Das Thema: "Spaltet Religion die Welt?"
   Immer weniger Deutsche glauben an Gott. Die Zahl der 
Kirchenaustritte ist weiter dramatisch hoch. Dennoch sorgen die 
Religionen immer wieder für teils heftige politische und 
gesellschaftliche Auseinandersetzungen. Der Glaube fanatisiere die 
Menschen, sei schuld an Kriegen und Terror, so die Vorwürfe. Für 
Streit sorgt auch die Frage, wieviel Einfluss Religion und Kirche auf
Staat und Politik nehmen dürfen. Spaltet die Religion also unsere 
Gesellschaft, sollte sie Privatsache sein und wäre die Welt am Ende 
gar friedlicher ohne Religionen?
   Die Gäste:
   Margot Käßmann (Theologin und ehemalige Bischöfin) Heiner Geißler,
CDU (ehemaliger Generalsekretär) Angelika Kallwass (Atheistin und 
Diplom-Psychologin) Martin Lohmann (katholischer Publizist) Khola 
Maryam Hübsch (Journalistin und Muslima) Philipp Möller (Autor und 
Atheist)
   Margot Käßmann
   Den Vorwurf, dass Religionen spalten, lässt Margot Käßmann nicht 
gelten: "Menschen werfen den Religionen vor, dass sie Konflikte 
schüren. Die Erfahrung ist aber auch, dass Glaube motiviert, viel zum
Frieden in der Welt beizutragen", sagt die langjährige 
EKD-Ratsvorsitzende. Margot Käßmann begrüßt die Trennung von Staat 
und Kirche. Dies dürfe jedoch nicht zur Folge haben, dass die Kirche 
sich nicht politisch äußere: "In der Bibel sagt Jesus: Wenn ihr einen
Fremden aufgenommen habt, dann habt ihr mich aufgenommen. Deshalb 
finde ich, die Kirche hat politisch zu sein." Für Aufsehen sorgte 
Käßmanns Kritik an der AfD: "Als Privatperson ist es mir vollkommen 
unverständlich, wie ein Christ AfD wählen kann, weil das Programm 
dieser Partei Menschen abwertet."
   Heiner Geißler
   "Religion ist gefährlich, wenn sie sich mit einer Ideologie 
verbindet. Und es ist problematisch, wenn sich diejenigen, die für 
die Religion verantwortlich sind, kaufen lassen", meint der 
langjährige CDU-Generalsekretär. Der engagierte Christ warnt vor 
fundamentalistischen Tendenzen sowohl im Koran als auch im Alten 
Testament und fordert daher eine Orientierung am Evangelium: "Es hat 
die Welt besser gemacht und die Unantastbarkeit der menschlichen 
Würde gebracht. Der Mensch ist frei geworden."
   Angelika Kallwass
   "Religion spaltet die Welt und führt zu Glaubenskriegen, wenn sie 
fanatisch-ideologische Züge annimmt", sagt die bekennende Atheistin. 
Die Fernsehmoderatorin trat mit 16 Jahren aus der Kirche aus. "Es 
gibt so viel Qual und Elend auf der Welt, wie kann ein gütiger und 
allmächtiger Gott das zulassen", fragt Kallwass. Die 
Psychotherapeutin ist überzeugt, die Menschen glaubten, weil sie mit 
dem Tod nicht zurechtkämen. Es sei schmerzhaft und schrecklich, dass 
mit dem Tod alles enden würde. "Deshalb fände ich es auch schön, wenn
es Gott gäbe - aber es gibt ihn nicht."
   Martin Lohmann
   "Man sollte den Glauben in die Welt tragen. Er gibt unserem Leben 
einen Sinn", sagt der Katholik Martin Lohmann. Zwar respektiere er 
andere Glaubensrichtungen, halte seinen Weg aber für den richtigen. 
Mit dem "Marsch für das Leben" positioniert sich Lohmann, der aus der
CDU austrat, als strikter Abtreibungsgegner und Verfechter der 
katholischen Sexualmoral. Martin Lohmann ist davon überzeugt, dass 
auch Atheisten ihren Weg zu Gott finden können: "Die Sehnsucht nach 
Gott steckt in uns allen". Für die Menschen, die Gott noch nicht 
erkannt hätten, müsse man beten.
   Khola Maryam Hübsch
   Die Muslima findet es naiv, in der Religion die Hauptursache für 
Krieg und Terror zu suchen. "In Kriegen geht es um andere Motive: 
Ressourcen, Privilegien, Machtausweitung - dagegen arbeiten Religion 
an. Sie richtet sich auf das Innere des Menschen wie Werte und 
Spiritualität", so die gebürtige Frankfurterin. Die immer wieder 
auftretende Forderung, Muslime sollten sich nach Terroranschlägen 
stärker vom Terror distanzieren, empört die Journalistin: "Alleine zu
glauben, dass wir dahinterstehen würden, ist schon eine Form von 
Beleidigung." Eine strikte Trennung von Religion und Gesellschaft 
sieht sie skeptisch: "Wenn jeder seinen Glauben nur noch im stillen 
Kämmerlein auslebt, dann ist das eine Art von Isolation. Religion ist
aber kein Hobby. Sie ist das sinnstiftende Element im Leben."
   Philipp Möller
   "Solange religiöse Gruppierungen glauben, im Besitz der absoluten 
Wahrheit zu sein, spaltet Religion die Welt und begünstigt Kriege", 
so der Bestsellerautor und Atheist. Religion stecke in einem 
Dauerkonflikt mit der offenen Gesellschaft, das zeige sich 
beispielsweise an der massiven Unterdrückung von Frauen - nicht nur 
im Islam -, der Kriminalisierung der Sterbehilfe sowie der 
Unterdrückung der Rechte Homosexueller. Zudem müsse Religion 
politisch sowie finanziell strikt vom Staat getrennt werden, fordert 
Philipp Möller, Mitglied der kirchenkritischen 
Giordano-Bruno-Stiftung. Glaube müsse Privatsache sein. "Ohne 
Religion wäre die Welt besser dran. Ich bin für Heidenspaß statt 
Höllenqual."
   "Maischberger" ist eine Gemeinschaftsproduktion der ARD, 
hergestellt vom WDR in Zusammenarbeit mit der Vincent TV GmbH. 
"Maischberger" im Internet unter www.DasErste.de/maischberger 
Redaktion: Elke Maar (WDR)
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