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Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Flüchtlinge/Jobmarkt

ID: 1326500

(ots) - von Christine Hochreiter, MZ

Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht Politiker, Ökonomen und
Journalisten über Flüchtlinge schreiben und sprechen, und darüber,
wie man mit den vielen Menschen am besten umgehen sollte, die zu uns
kamen und wohl noch kommen. Und es gibt kaum mehr einen Abend, an dem
nicht in irgendeiner TV-Talkshow anstatt mit Flüchtlingen über sie
diskutiert wird. Und es drängt sich der Verdacht auf, dass
Flüchtlinge, Asylbewerber und Migranten für viele eine amorphe Masse
sind, die in Fernsehbildern und Flüchtlingsunterkünften existiert.
Für die wenigsten Bundesbürger haben diese Menschen Gesichter - außer
vielleicht die der Vorzeige-Ankömmlinge, die bisweilen vor die
Kameras gezerrt werden. Dabei sind es gerade Begegnungen mit
Individuen, die dabei helfen können, diffuse Ängste - und manchmal
bedauerlicherweise auch Aggressionen - abzubauen. Wer sich mit
einzelnen Schicksalen, Wünschen und Träumen von Geflüchteten
konfrontiert, rückt näher an die Menschen heran und versteht
vielleicht auch mehr. Zum Beispiel, wie schwierig und an die Nerven
gehend es sein kann, nichts tun zu dürfen - zu warten. Und wie
wichtig es ist, dass Menschen, die bei uns Asyl beantragen, möglichst
rasch eine Antwort bekommen, ob sie bei uns bleiben können. Dass
denen, die vermutlich Asyl bei uns erhalten, möglichst rasch der Weg
in eine Beschäftigung geebnet wird. Aktuell gibt es noch viel zu
viele bürokratische Hemmnisse und Unklarheiten. Dabei können sich
Umfragen zufolge bis zu 85 Prozent der deutschen Mittelständler gut
vorstellen, Flüchtlinge zu beschäftigen. Die prinzipielle
Bereitschaft, sich zu engagieren, gibt es auch in den
Großunternehmen, wenn auch die tatsächlichen Zahlen verschwindend
klein sind. In einer der zahlreichen Talkrunden berichtete der
Textilunternehmer Wolfgang Grupp kürzlich, wie lange es gedauert hat,




bis er einen geflüchteten Pakistani als Näher einstellen konnte. Dass
dieser "von Amt zu Amt" laufen musste, bis er endlich bei Trigema
arbeiten durfte. Die Tatsache, dass sein prominenter Chef damit
drohte, ihn notfalls ohne Erlaubnis der Behörden zu beschäftigen,
dürfte das Procedere überproportional beschleunigt haben. Gerade
solche Berichte und eine große Verunsicherung führen aber dazu, dass
sich viele Personalchefs zurückhalten. Dass mangelnde
Sprachkenntnisse oft ein riesiges Hindernis auf dem Weg in die
deutsche Arbeitswelt darstellen, ist bekannt. (Bezahlte)
Deutsch-Kurse sind zwar wichtig, entheben den Einzelnen aber nicht
der Eigenverantwortung. Zeugnisse - so vorhanden - sind in der Regel
nicht vergleichbar. Ein wenig mehr Kreativität und Flexibilität würde
uns Deutschen gut zu Gesicht stehen. Ariane Reinhart, im Vorstand des
Automobilzulieferers Continental zuständig für das Personal, kennt
von Brasilien den Einsatz spezieller Diagnostikverfahren. Mit deren
Hilfe ließen sich Eignungen und Talente relativ schnell und
systematisch bestimmen, berichtete die Managerin der MZ. In
Südamerika rekrutierte sie für VW Mitarbeiter aus den Armenvierteln,
den Favelas. Die Managerin hat die Erfahrung gemacht, dass
Unternehmen, die Menschen eine Perspektive bieten, hohe Loyalität und
größtes Engagement zurückbekommen. Wenn wir die Aufgabe ernstnehmen,
Flüchtlinge in unsere Gesellschaft und insbesondere den Arbeitsmarkt
zu integrieren, benötigen wir neue erfrischende Konzepte. Die
MZ-Wirtschaftsredaktion begleitet in diesem Jahr vier junge Leute aus
Syrien, Afghanistan, Somalia und dem Kongo. Sie alle sind
Flüchtlinge, die versuchen auf dem ostbayerischen Jobmarkt Fuß zu
fassen - zum Beispiel als Fachinformatiker für Systemintegration oder
als Altenpflegehelferin. Masih, Mahamed, Mohammed und Lydie sind nur
ganz wenige von ganz vielen. Doch durch sie haben wir die Chance, ein
kleines bisschen besser nachzuvollziehen, um was es bei dem
Mega-Thema Flucht und den Folgen tatsächlich geht.



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Datum: 26.02.2016 - 19:07 Uhr
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