(ots) - Der kleinste Adler Deutschlands macht sich jetzt
auf die große Reise: Ende August startet der Schreiadler seinen Flug
nach Südafrika, um dort zu überwintern. Es ist ein gefährlicher Trip;
vor allem für die Jungvögel! Denn die Adler-Eltern schicken den
Nachwuchs ganz allein auf die erste Reise seines Lebens. Die Alten
verlassen einfach den Adlerhorst - und lassen den Jungadler zurück.
Dabei hat der Kleine gerade erst fliegen gelernt. Jetzt muss er
seinen allerersten Flug absolvieren - und das gleich nach Afrika. Ihm
steht eine 10.000 Kilometer lange, lebensgefährliche und
kräftezehrende Strecke bevor.
"Bei der Überquerung der Länder des Nahen Ostens, aber auch schon
im Süden der Türkei, sind Schreiadler der illegalen Jagd ausgesetzt",
sagt Dr. Andreas Kinser, Projektmanager der Deutschen Wildtier
Stiftung. "Unsere Studien haben in den vergangenen Jahren leider
gezeigt, dass drei von vier Jungadlern auf ihrer Afrikareise schon in
den ersten Monaten ertrinken, verhungern oder abgeschossen werden."
Das ist ein enormer Verlust, denn Schreiadler gehören mit nur noch
110 Brutpaaren zu den am stärksten gefährdeten Vogelarten in
Deutschland. Längst haben sie einen Stammplatz auf der Roten Liste.
"Schreiadler brauchen unsere Hilfe", betont Andreas Kinser. Um die
letzten ihrer Art vor dem Aussterben zu bewahren, treffen sich vom 4.
bis 6. September über 100 Greifvogel-Experten und Naturschützer zum
2. Schreiadlersymposium der Deutschen Wildtier Stiftung, das in
Zusammenarbeit mit dem EU-LIFE Projekt Schreiadler Schorfheide-Chorin
in Brandenburg organisiert wird. "Die Gründe für den Bestandsrückgang
sind vielfältig: In Deutschland liegt es vor allem an
Intensivierungen in der Land- und Forstwirtschaft", sagt Kinser. In
einem Modellprojekt, das durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN)
mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert wird, erprobt die
Deutsche Wildtier Stiftung daher gemeinsam mit den
Landbewirtschaftern, wie eine Schreiadler-freundliche Nutzung der
Lebensräume in die Betriebe integriert werden kann. Eine
Sisyphos-Arbeit und zugleich eine große Herausforderung! Denn:
"Schreiadlerschutz gibt es nicht zum Nulltarif! Wir brauchen
ausreichend Mittel, um Grünland in den Lebensräumen zu erhalten oder
neues Dauergrünland zu schaffen", erklärt Andreas Kinser.
Dennoch: Wenn alles gut geht, kehren unsere seltenen Jungvögel
Anfang April nächsten Jahres in eine noch Schreiadler-freundlichere
Landschaft zurück.
Flieg vorsichtig, kleiner mutiger Adler!
Vom 04. bis 06. September 2015 findet das 2. Schreiadlersymposium
der Deutschen Wildtier Stiftung in Zusammenarbeit mit dem EU-LIFE
Projekt Schreiadler Schorfheide-Chorin in Chorin statt. Informationen
finden Sie unter www.Schreiadler.org.
Kostenloses Bildmaterial: www.Presse.DeutscheWildtierStiftung.de
Pressekontakt:
Eva Goris, Pressesprecherin, Christoph-Probst-Weg 4, 20251 Hamburg,
Telefon 040 9707869-13, Fax 040 9707869-19,
E.Goris(at)DeutscheWildtierStiftung.de, www.DeutscheWildtierStiftung.de