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Neue CARE-Studie: Mehrheit syrischer Flüchtlinge in Jordaniens Städten lebt unter Armutsgrenze
Kinderarbeit und Verheiratung junger Mädchen nehmen zu

ID: 1231856

(ots) - Zwei Drittel der syrischen Flüchtlinge in
Jordaniens Städten lebt mittlerweile unterhalb der Armutsgrenze. Zu
diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Hilfsorganisation
CARE, die auf einer Umfrage von rund 6.500 städtischen Flüchtlingen
basiert. "Viereinhalb Jahre nach Beginn der Syrien-Krise dreht sich
die Armutsspirale immer schneller und weiter nach unten", so
CARE-Generalsekretär Karl-Otto Zentel. "Finanzielle Rücklagen sind
aufgebraucht, und internationale Hilfsgelder werden immer weiter
gekürzt." Laut der Studie gab die Hälfte aller befragten Flüchtlinge
an, dass sich die Situation im Vergleich zum Vorjahr weiter
verschlechtert hätte. Acht von zehn Familien können nicht ausreichend
Geld für die Miete einer Unterkunft aufbringen, während mehr als die
Hälfte der Flüchtlinge sich sorgt, nicht genug Nahrungsmittel kaufen
zu können. Vor allem die Kürzung der Lebensmittelgutscheine des
Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen hat die Flüchtlinge
stark getroffen. "Familien berichten uns, dass sie Schulden aufnehmen
müssen, um ihre Kinder zu ernähren. Andere essen nur noch einmal am
Tag oder verkaufen das wenige Hab und Gut, das ihnen geblieben ist.
Vor allem am Ende des Monats müssen viele Familien von dem leben, was
Nachbarn ihnen schenken." Die Studie ergab zudem, dass Kinderarbeit
und Verheiratung von jungen Mädchen durch die Notsituation gestiegen
sind. Etwa ein Drittel der schulpflichtigen syrischen Kinder geht
nicht zur Schule, viele, weil sich die Eltern den Schulbus, Bücher
und Schulmaterialien nicht leisten können oder weil die Kinder,
besonders Jungen, arbeiten müssen. "Vor allem alleinerziehende Mütter
wissen sich nicht mehr anders auszuhelfen, als ihre Kinder zum
Arbeiten auf die Straße zu schicken", so Zentel. "Es ist ein fast
unmöglicher Spagat für sie, sich um ihre Kinder zu kümmern und




gleichzeitig das Einkommen der Familien zu bestreiten." Mehr als die
Hälfte aller befragten Familien gab an, dass die anhaltende
Notsituation sowie stark belastende Erinnerungen an Vertreibung und
Gewalt zu hohem psychosozialen Stress führten. "Die Flüchtlinge
können bei dem anhaltenden Kampf ums Überleben nicht zur Ruhe kommen,
sie können ihre unsichtbaren Wunden nicht heilen und sorgen sich
weiterhin um Freunde und Familienangehörige, die noch in Syrien
sind", so Zentel. "Die internationale Gemeinschaft muss dringend
längerfristige und nachhaltige Lösungen für die vertriebenen Menschen
finden und finanzieren, damit sie sich wieder eine Existenz aufbauen
können."

Weitere wichtige Ergebnisse der Studie:

-Drei von zehn Familien berichteten, dass sie keinen Zugang zu
Gesundheitsversorgung haben. Die meisten von ihnen gaben als Grund
an, die Kosten nicht tragen zu können. Die Hälfte der Familien mit
einem schwangeren Familienmitglied gab zudem an, keinen Zugang zur
Geburtsvorsorge zu haben und etwa 60 Prozent der stillenden Mütter
sagten, keine Geburtsnachsorge in Anspruch nehmen zu können. - Etwa
die Hälfte aller syrischen Männer und nur ein geringer Anteil der
Frauen arbeiten um ihr Überleben zu bestreiten, zum überwiegenden
Teil ohne die erforderliche Arbeitsgenehmigung. Das Einkommen reicht
jedoch nicht aus, um die nötigsten Ausgaben zu decken. Während das
durchschnittliche monatliche Einkommen im Vergleich zum Vorjahr um
umgerechnet etwa 30 Euro auf 270 Euro gestiegen ist, fehlen den
Familien durchschnittlich immer noch etwa 70 Euro um ihre monatlichen
Lebenshaltungskosten zu decken. Negative Folgen sind etwa der Anstieg
von Schulden, Kinderarbeit und Kinderehen sowie Einsparung bei
Gesundheit und Ernährung. - Der Bericht zeigt, dass immer weniger
syrische Flüchtlinge Zugang zu Rechtsschutz und anderen wichtigen
Hilfeleistungen haben. Grund dafür ist eine neue Regelung des
jordanischen Innenministeriums, nachdem sich Flüchtlinge, die nicht
in Flüchtlingscamps leben - derzeit etwa 84 Prozent aller syrischen
Flüchtlinge in Jordanien - erneut registrieren müssen. Vielen fehlen
die finanziellen Mittel, um etwa Gesundheitszeugnisse oder
Mietverträge vorlegen zu können. Ohne offizielle Registrierung können
sie von ihren Rechten als Flüchtling jedoch nur sehr begrenzt
Gebrauch machen und leben in ständiger Angst, von den Behörden
aufgegriffen zu werden.

Achtung Redaktionen: Die deutschsprachige Leiterin der Studie,
Beatrix Bücher, steht für Interviews zur Verfügung.

Die humanitäre Hilfe für syrische Flüchtlinge ist drastisch
unterfinanziert. Helfen Sie syrischen Flüchtlingen und unterstützen
Sie die weltweite CARE-Arbeit mit Ihrer Spende:

CARE Deutschland-Luxemburg e.V.

Sparkasse KölnBonn

Konto: 4 40 40 | BLZ: 370 50 198

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CARE Deutschland-Luxemburg e.V.
Johanna Mitscherlich
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Mobil: 0176 / 70330 114
E-Mail: mitscherlich(at)care.de


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Datum: 30.06.2015 - 08:58 Uhr
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