(ots) - Ob Charleston oder anderswo: Es ist immer das 
gleiche frustrierende Schauspiel, wenn die Mensch gewordene Verrohung
in Amerika Schockwellen der Ohnmacht übers Land treibt. Weil die 
sträflich leichte Verfügbarkeit von Waffen wieder einmal den Tod 
unschuldiger Menschen begünstigt hat. Politik und Gesellschaft 
streuen sich gegenseitig 48 Stunden lang Sand in die Augen. Danach 
geht's weiter im Text. Bis zum nächsten Massaker, zur nächsten 
Tragödie. Und nirgends Selbstheilungskräfte in Sicht, die Hoffnung 
geben.
   Dass sich Dylann Storm Roof die wunderschöne "Emanuel African 
Methodist Episcopal Church", eine leidgeprüfte Ikone der schwarzen 
Bürgerrechtsbewegung, ausgesucht hat, um seinen teuflischen 
Rassenhass in einer Bibelstunde auszuleben, mag besonders ruchlos 
erscheinen. Ein Zufall ist es nicht. Ausgerechnet unter dem ersten 
schwarzen Präsidenten Barack Obama hat das politische Klima in den 
USA einen bedenklichen Grad der Giftigkeit erreicht. 50 Jahre nach 
Martin Luther King brechen weiße Allmachtsgefühle von moralischer, 
religiöser und kultureller Überlegenheit durch den Firnis von 
verordneter Gleichheit, die Angst machen.
   Das Modell Einzelgänger, der die Dinge gegen das als totalitär 
empfundene Washington in die eigenen Hände nimmt, macht Schule. Es 
handelt sich um wandelnde Zeit-Bomben. Und fast alle sehen weg. Seit 
den Anschlägen vom 11. Sep- tember 2001 haben die USA ihre Kraft auf 
die Abwehr der Gefahr durch den radikal-islamistisch grundierten 
Terrorismus gelenkt. Experten weisen aber seit langem darauf hin, 
dass diese Blickverengung das Land, seine Sicherheitsapparate und die
Bevölkerung unempfindlich gemacht hat für eine weitaus größere 
Gefahr: den Terror von innen.
   Militante Extremisten und Verschwörungstheoretiker, die gegen 
Schwarze, Juden, andere ethnische Minderheiten, Schwule oder den 
Staat an sich schießen, stellen eine Kategorie dar, die in der 
öffentlichen Diskussion unterbelichtet ist. Dieser hausgemachten 
Plage muss sich Amerika endlich stellen.
   Der nächste Dylann macht sich schon bereit.
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