(ots) - Unverschämt
   SANDRO SCHMIDT
   zu den Forderungen und Drohungen Griechenlands
   Wenn die neu gewählte Regierung in Griechenland bei der dringend 
notwendigen Reform ihrer desaströsen Staatsverwaltung so erfinderisch
wäre wie bei dem befremdlichen Versuch, ihre EU-Partner abzuzocken, 
wäre das Land bereits ein gutes Stück weiter. Im Zusammenhang mit den
Verhandlungen über Finanzhilfen EU-Staaten mit immer schärfer 
vorgetragenen, unberechtigten Forderungen zu überziehen und Drohungen
und Erpressungsversuche hinterherzuschieben, ist schlicht 
unverschämt.
   Zur Sache: Bereits Ende der 1950er Jahre hat die Bundesrepublik 
als abschließend vereinbarte Entschädigungsabkommen unter anderem mit
Griechenland abgeschlossen. Athen bekam 1960 Reparationen in Höhe von
115 Millionen Mark. Spätestens seit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag im 
Zuge der deutschen Einheit 1990, dessen Rechtswirkungen sich 
international anerkannt - und zwar damals ohne Widerspruch aus Athen 
- auch auf nicht am Vertrag beteilgte Staaten erstrecken, gelten 
Reparationsforderungen und Schadenersatzansprüche von Opfern 
deutscher Kriegsverbrechen als erledigt. 2012 bestätigte der 
Internationale Gerichtshof in Den Haag in einem Urteil gegen Italien 
die deutsche Position. Die angedrohte Beschlagnahmung deutschen 
Eigentums in Griechenland wäre somit nichts anderes als eine Form 
modernen Raubrittertums.
   Die Forderungen an Deutschland sind ein innenpolitisch motiviertes
Ablenkungsmanöver der Regierung Tsipras. Hier wird ein Buhmann 
aufgebaut, um zu kaschieren, dass sich die teuren Wahlversprechen 
leider "wegen der bösen Deutschen" nicht realisieren lassen. Ein 
solches Verhalten ist dreist. Freunde macht man sich damit auch 
nicht.
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