(ots) - Wer die Vorgänge von vor einem Jahr in der Ukraine 
am Wochenende aus Kiewer und aus Moskauer Sicht nacherzählt bekommt, 
kann nicht glauben, dass hier von der selben Sache gesprochen wird. 
Zu krass sind die Wahrnehmungsunterschiede zu dem, was auf Kiews 
Maidan geschah. Es blüht - auf beiden Seiten - Legendenbildung der 
finstersten Art. Was die Mehrheit der Ukrainer tatsächlich denkt, ist
nicht bekannt. Von den nonstop berichtenden Fernsehsendern erfährt 
man es jedenfalls nicht. Die Reden zum Kiewer Maidan-Gedenkmarsch 
waren in beängstigendem Maße unversöhnlich. Die raubeinige Reaktion 
der Moskauer Anti-Maidan-Proteste ebenso. Wen immer es nach noch mehr
Konfrontation gelüstet - beide Seiten boten dafür Hassprediger in 
Hochform. Dominierte die dort wiedergegebene Stimmung tatsächlich 
alle Handlungen in der Sache, bliebe vernunftgesteuerter Diplomatie 
wohl kein Fußbreit Raum. Aber so ist es offensichtlich nicht, noch 
nicht. Der Gefangenenaustausch spricht dafür ebenso wie die 
Unterzeichnung eines Dokuments zum Abzug schwerer Waffen. Mit 
Verzögerungen, auch zeitweiligen Verletzungen derartiger 
Vereinbarungen muss dabei immer gerechnet werden. Um so wichtiger ist
die auswärtige Begleitmusik. Die ukrainischen Akteure achten darauf 
sehr genau, die in Kiew wie die in Donezk. Werden die 
Kompromisssucher bedient oder die Scharfmacher? Darauf müssen sie 
achten, denn allein sind sie recht schwach und pleite sowieso - die 
in Kiew wie die in Donezk.
Pressekontakt:
neues deutschland
Redaktion
 
Telefon: 030/2978-1715