(ots) - "Investitionen in die marode deutsche Infrastruktur
dürfen nicht länger auf die lange Bank geschoben werden. Der Vorfall
auf der Schiersteiner Brücke ist eine letzte Warnung an die Politik.
Handelt sie nicht, setzt sie sich dem Vorwurf aus, einen wichtigen
Standortfaktor - die Leistungsfähigkeit unserer Verkehrswege -
fahrlässig aufs Spiel zu setzen." Mit diesen Worten reagierte der
Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie RA
Michael Knipper auf die Vollsperrung der Schiersteiner Brücke auf der
A 643, die in der Nacht zu Mittwoch aufgrund eines gebrochenen
Stahlträgers mehrere Zentimeter abgesackt war. Nicht erst seit der
Bodewig- und Daehre-Kommission sei bekannt, dass es mit Deutschlands
Verkehrsinfrastruktur bergab gehe. Knipper: "Wir haben in Deutschland
kein Erkenntnis-, wohl aber eine Handlungsdefizit. Die
Bundesregierung muss den Schalter endlich auf 'Mehr Investitionen'
umlegen."
Mit dem angekündigten Bundesprogramm habe Bundesverkehrsminister
Alexander Dobrindt den richtigen Akzent gesetzt, um den drohenden
deutschlandweiten Verkehrsinfarkt zu verhindern, glaubt Knipper. Mehr
Geld allein reiche jedoch nicht, es müssten auch die Voraussetzungen
geschaffen werden, dass die Mittel zügig umgesetzt werden können.
Genau daran hapere es jedoch, wenn jeder Ersatzneubau einer Brücke
zunächst einmal ein langwieriges Planfeststellungsverfahren
durchlaufen müsse, ehe der Startschuss für den Bau fallen könne.
Knipper: "Es darf nicht sein, dass wir für Ersatzbauten an gleicher
Stelle den gleichen Genehmigungsaufwand treiben wie für
Neubauvorhaben. Wir können doch nicht zwei bis drei Jahre warten, bis
der Verkehr wieder rollen kann, nur weil eine neue Brücke vielleicht
um einen Meter versetzt gebaut werden muss."
Gleichzeitig müssten Bund und Länder aber auch darüber nachdenken,
wie sie die eklatante Ingenieurlücke in den Straßenbauverwaltungen
beseitigen wollen, ergänzt Knipper. In den vergangenen Jahren sei
viel zu viel Ingenieurkompetenz und damit Bauherrenkompetenz auf
öffentlicher Seite abgebaut worden, die kurzfristig nicht ersetzt
werden könne. Knipper: "Wir müssen deshalb neue Wege gehen, wenn
Planungskapazitäten in der öffentlichen Verwaltung nicht ausreichen.
Hier könnten Design-and-Build-Verträge, in denen die
Ausführungsplanung zusammen mit der Bauausführung auf einen privaten
Partner übertragen wird, einen Beitrag zur Schließung der Lücke
leisten."
Die Politik dürfe die Augen nicht vor den erheblichen Folgen
verschließen, die eine marode Verkehrsinfrastruktur schon heute für
die heimische Wirtschaft nach sich ziehe. Das produzierende Gewerbe
zahle schon heute in Form von Zeitverlusten durch Staus oder
Zusatzkosten durch verlängerte Transportstrecken aufgrund von
Brückenablastungen oder -sperrungen einen hohen Preis. "Allein die
dreimonatige Sperrung der A1-Brücke bei Leverkusen hat einen Schaden
von bis zu 80 Millionen Euro erzeugt. Einen ähnlichen Schaden können
wir nun auch bei der Schiersteiner Brücke erwarten", so Knipper.
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