(ots) - Wer "Arbeitnehmer freistellt", statt sie zu 
"entlassen", oder vom "Verteidigungsfall" statt vom "Krieg" spricht, 
der benutzt Euphemismen. Der Begriff "Euphemismus" stammt natürlich 
(!) aus dem Griechischen und beschreibt die Beschönigung eines 
negativen Sachverhaltes; es handelt sich also - zungenbrecherisch - 
um ein "Glimpfwort". Nun erweist sich auch der neue griechische 
Finanzminister Yanis Varoufakis als ein Meister in der Verwendung 
solcher sprachlich-politischer Täuschungsmanöver. Er ersetzt den 
bislang geforderten "Schuldenschnitt" durch das Glimpfwort 
"Umschuldung". Allerdings verzichtet er auf eine Verbrämung dieser 
Verbrämung und gibt ganz offen zu, dass die semantische Übung vor 
allem dem Zweck dient, die Gegner eines Schuldenschnittes - also in 
erster Linie Deutschland - zu beruhigen. Noch unverschämter, noch 
dreister geht es nicht. Immerhin sind Varoufakis und sein Chef Alexis
Tsipras in gewisser Weise berechenbar. Sie tun nach der Wahl das, was
sie vorher angekündigt haben, und sie bleiben in ihrem Auftreten und 
ihrer Wortwahl brutal. Was soll man auch von Leuten erwarten, die den
Bundesfinanzminister als "Gauleiter Schäuble" bezeichnen und mit 
Blick auf das griechische Sparprogramm vom "sozialen Holocaust" 
schwadronieren? Wer so leichtfertig die Nazi-Verbrechen relativiert, 
kann auch ungeniert mit den Rechten koalieren. Deutschland ist der 
mit Abstand größte Gläubiger Griechenlands. Doch Tsipras lässt Berlin
bei seiner Europa-Tour links liegen und provoziert nur. Am Ende wird 
er an Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht vorbeikommen. Diese Frau 
weiß, wie man mit vor Testosteron fast platzenden Männern umgehen 
muss. Sie wird an ihrem harten Kurs ruhig festhalten. Das aber 
bedeutet: Lenkt Athen nicht ein, geht an einer Pleite Griechenlands 
kein Weg vorbei. Schreiben wir also lieber jetzt schon gut 40 
Milliarden Euro ab. Eine "Umschuldung" würde ja auch nur bedeuten, 
die Rückzahlung auf Sankt Nimmerlein zu verschieben. Und wenn doch 
noch ein Wunder geschieht und Athen lenkt wirklich ein? Dann könnte 
sich die verhasste Troika ja im Gegenzug in "Beratergruppe" 
umbenennen. Ein wirklich schöner Euphemismus wäre das!
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