(ots) - Signal zum Neustart - Pro von Walter Bau
   Der politische Wechsel in Athen ist der geeignete Moment, den 
Griechen einen wirtschaftlichen Neustart zu gewähren. Dafür gibt es 
zwei gute Gründe.
   Zum einen der ökonomische Faktor: Lässt man die Schulden beiseite,
dann schafft die arg gebeutelte griechische Volkswirtschaft aktuell 
sogar ein kleines Wachstum. Darauf ließe sich aufbauen. Die Last von 
320 Milliarden Euro Schulden auf dem Buckel aber erstickt jeden 
Anreiz.
   Mindestens so wichtig ist die psychologische Wirkung. Vielen 
Griechen wurden in den Krisenjahren große Opfer abverlangt, oft sind 
Armut und Arbeitslosigkeit die Folge. Ein Schuldenschnitt wäre eine 
Anerkennung dieser Leistung - auch wenn die Konsolidierung in 
Griechenland nicht abgeschlossen ist.
   Letztlich wäre ein Schuldenschnitt die Anerkennung der Realität: 
Denn dass die Griechen in absehbarer Zeit in der Lage sein könnten, 
ihre Schulden abzuzahlen - das kann ernsthaft niemand glauben.
   Das falsche Signal - Contra von Stefan Schulte
   Es mag schon sein, dass ein weiterer Schuldenschnitt irgendwann 
unumgänglich sein wird, aber jetzt ist der denkbar schlechteste 
Zeitpunkt, darüber auch nur zu reden. Denn für jeden Schuldenerlass 
ist entscheidend, dass der Gläubiger versichern kann, dadurch 
wenigstens den Rest der Schulden zurückzuzahlen. Macht Tsipras aber 
seine Wahlversprechen wahr, steuert er sein Land schnurstracks in den
Ruin - ob mit oder ohne Euro. Ihn darin mit einem Schuldenschnitt 
auch noch zu bestärken, wäre absurd.
   Dass Athen ohne die Zinslast Haushaltsüberschüsse erwirtschaftet, 
ist ja kein Zufall, sondern Folge der Reformen. Dass die vor allem 
die einfachen Menschen so hart trafen, ist nicht die Schuld der 
geizigen Deutschen. Sondern die Folge jahrelanger Misswirtschaft mit 
einem überbordenden, korrupten Staat ohne funktionierende 
Steuerverwaltung.
   Wenn nun der Kommunist Tsipras diesen Staat wieder aufblähen will,
rennt er in die nächste Schuldenfalle. Soweit muss es nicht kommen. 
Tsipras wäre nicht der erste Populist, der als Regierungschef zum 
Realisten wird.
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