(ots) - Am Ende waren es 90000 Einsatzkräfte, die Frankreich
aufbot, um die mutmaßlichen "Charlie Hebdo"-Attentäter und ihre 
möglichen Komplizen zu fassen. Wenn die Killer Krieg wollten, haben 
sie ihn also bekommen. Und nicht nur sie haben es mit ihrem Leben 
bezahlt: Seit Mittwoch sind wegen des feigen Anschlags auf alles, was
freien Europäern - selbst denen, die an keinen Gott glauben - heilig 
sein muss, 20 Menschen gestorben. Aber dennoch dürfen Trauer und Wut 
uns nicht den Blick vernebeln. Ja, unsere Freiheit wird schon lange 
nicht mehr nur am Hindukusch oder in Kobane verteidigt. Und trotzdem 
sind unsere Straßen, Plätze und Redaktionen keine Kampfzonen. Wer 
jetzt mit Maximalforderungen nach einer Hochrüstung des Staates 
überzieht, macht mit noch frischem Entsetzen falsche Politik: Werte 
aufgeben, um eine Sicherheit zu gewinnen, die immer nur eine 
Scheinsicherheit sein kann - wir haben leider in den USA gesehen, 
wohin das führen kann.
   Auf der anderen Seite dürfen wir keinesfalls wehrlos werden. Aber 
wogegen müssen wir uns wehren? Natürlich gegen den Terror. Wenn es 
sein muss, mit allem, was die Sicherheitskräfte aufbieten können. 
Aber davor muss immer erst etwas anderes stehen. Wir müssen uns 
wehren gegen die, die mit dümmlichsten Parolen unser Wertegerüst 
schwächen. Dazu zählen neben Terroristen alle Spektren des Extremen: 
die nach Stimmen gierenden Rechten - auch und gerade die, die bei 
Pegida mittun - wie auch die Linken, die unfassbar zynisch 
verbreiten, Europa ernte in Paris, was es in Nahost gesät habe. Vor 
wem fliehen eigentlich Abertausende nach Europa? Vor Karikaturisten? 
Amerikanischen Flugzeugen? Wohl kaum. Sie laufen weg vor gottlosen 
Schlächtern, die den Islam zur Tötungsideologie pervertieren. Diese 
Fanatiker haben den Krieg nach Frankreich getragen. Ihnen und ihren 
Anhängern müssen wir ebenso wie linken und rechten Rattenfängern 
entgegen treten. Weil sie alle nicht begreifen oder begreifen wollen,
was Europa seit der Aufklärung ausmacht: die Erkenntnis, dass unsere 
Freiheit eine Freiheit des Geistes ist. Die Macher von "Charlie 
Hebdo" waren Fackelträger dieser Erkenntnis. Im Gedenken an sie und 
die Polizisten, die ihr Leben ließen, sagen wir: Wir sind frei. 
Unsere Kunst darf alles. Unsere Wahl ist das Wort und erst dann das 
Schwert. Wer diese Werte zu den seinen machen will, der ist 
willkommen. Und wer diese Werte hasst und bekriegt, wird nur dann 
eine Chance haben, wenn wir selbst diese Werte vergessen und 
verraten.
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Florian Giezewski
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