(ots) - Konstantinbasilika: neue, zerstörungsfreie
Messtechnik weist Weg gegen den Verfall
Ob Industrie, Straßenverkehr oder Landwirtschaft: Durch
Schadstoffe wie Schwefeldioxid, Nitrate oder Staub sind Fassaden
historischer Gebäude in ihrem Bestand bedroht. Die Hochschule für
angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim (HAWK) untersucht mit
fachlicher und finanzieller Unterstützung der Deutschen
Bundesstiftung Umwelt (DBU) nachhaltige Strategien zum Konservieren
jahrhundertealter Architekturoberflächen. "Am Beispiel der
Konstantinbasilika in Trier wollen wir einen nachhaltigen
Langzeitschutz aus verschiedenen mineralischen Schichten für
historische Oberflächen entwickeln", sagt Prof. Dr. Nicole Riedl von
der Fakultät Bauen und Erhalten der HAWK. Bei den Untersuchungen
kommt erstmals eine neue Messtechnik zum Einsatz, die künftig
zerstörungsfreie Analysen möglich machen könnte. Dr. Paul Bellendorf,
Leiter des DBU-Referats Umwelt und Kulturgüter, überreichte Riedl den
Förderbescheid von rund 125.000 Euro.
Um wertvolle Fassaden wie die des UNESCO-Welterbes in Trier vor
Umwelteinflüssen zu schützen, würden verschiedene mineralische Mörtel
für poröse Architekturoberflächen und Wandmalereien auf ihre
Einsetzbarkeit und Effizienz hin untersucht, so Bellendorf. "Zwischen
der originalen Oberfläche und den zu entwickelnden Schutzschichten
soll zunächst eine temporäre Trennschicht aus einem Material
aufgetragen werden, das sich nach kurzer Zeit wieder auflöst. Auf
diese Weise wird die Reversibilität der mineralischen Schutzschicht,
also deren spätere rückstandsfreie Abnahme, auf der empfindlichen
Malereioberfläche gewährleistet. Dies ist notwendig, da Maßnahmen an
historischen Beständen nur dann erfolgen sollten, wenn diese zu einem
späteren Zeitpunkt wieder rückgängig gemacht werden können", ergänzt
Riedl.
Um zu überprüfen, ob der Hohlraum Feuchtigkeitstransporte
überbrücken kann, komme eine neue Messtechnik zum Einsatz, die mit
Terrahertz-Strahlung funktioniere. "Im Gegensatz zum bisherigen Stand
der Technik, die auf der Messung des Bohrwiderstandes beruht und nur
durch einen Eingriff in die Fassade realisiert werden kann, ist die
neue Technik zerstörungsfrei und verspricht eine hohe Auflösung",
sagt Prof. Wolfgang Viöl von der ebenfalls an dem Projekt beteiligten
Fakultät Naturwissenschaften und Technik der HAWK in Göttingen.
Gerade für national bedeutende Gebäude wie der Konstantinbasilika, an
der noch Putze aus der Römerzeit vorzufinden sind, sei diese Methode
zukunftsweisend.
Bevor die neuen Beschichtungen und die Messtechnik modellhaft
angewendet würden, seien Versuche im Labor vorgesehen. Die Ergebnisse
würden in die Lehre an der HAWK überführt und als Forschungsgrundlage
in Bachelor- und Masterarbeiten sowie in ein Promotionsvorhaben
einfließen. Bellendorf: "Sowohl die Untersuchungen zu den
Schutzschichten als auch die Überprüfung durch die zerstörungsfreie
Messtechnik können dabei helfen, in Zukunft wichtige Zeugnisse der
Menschheitsgeschichte vor dem weiteren Verfall zu schützen."
Pressekontakt:
Ansprechpartner
Franz-Georg Elpers
- Pressesprecher -
Sina Hindersmann
Anneliese Grabara
Kontakt DBU
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Telefon:0541|9633-521
Telefax:0541|9633-198
presse(at)dbu.de
www.dbu.de
Ansprechpartner für Fragen zum Projekt:
Prof. Dr. Nicole Riedl
Fakultät Bauen und Erhalten
Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Hildesheim
Telefon: 05121/881-388
E-Mail: riedl(at)hawk-hhg.de