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   Sperrfrist: 02.12.2014 19:00
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   Seine erste Auslandsreise hat den Vorsitzenden des Rates der 
Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm am
2. Dezember nach Brüssel geführt. Dort absolvierte er zunächst 
Antrittsbesuche bei dem deutschen EU-Kommissar Günther Oettinger, bei
dem Präsidenten des Europäischen Parlaments, Martin Schulz sowie bei 
dem Vorsitzenden der Fraktion der Europäischen Volkspartei 
(Christdemokraten), Manfred Weber.
   Vor Abgeordneten des Europäischen Parlaments und weiteren Gästen 
aus den EU-Institutionen  sprach der Vorsitzende des Rates der EKD 
dann am Abend auf dem ökumenischen Jahresempfang im Haus der 
Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft 
(COMECE). Ausgehend von der gemeinsamen kirchlichen Sozialinitiative 
entwickelte er Perspektiven einer europäischen Sozialpolitik. Dabei 
kritisierte er den Umgang der EU mit Flüchtlingen. Die Geschehnisse 
an den europäischen Außengrenzen seien eine Schande, so Heinrich 
Bedford-Strohm. Es dürfe nicht billigend in Kauf genommen werden, 
dass das Mittelmeer zu einem Massengrab werde. Er forderte eine 
offene und konstruktive Debatte über mehr legale Wege für 
Schutzsuchende nach Europa und regte an, die bestehenden Instrumente 
von Familienzusammenführung über Flüchtlingsneuansiedlung bis hin zu 
erleichterter Visavergabe zu nutzen
   Der Ratsvorsitzende stellte die Frage, ob ein Quotensystem nicht 
zu einer wesentlich gerechteren Verteilung der Flüchtlinge in Europa 
beitragen könne. Eine zukunftsgerichtete Flüchtlingspolitik müsse 
allerdings auch an den Potentialen der Flüchtlinge ansetzen, so dass 
ein gesamteuropäisches Integrationsprogramm notwendig sei.
   Darüber hinaus unterstrich er die Verantwortung der EU für den 
sozialen Zusammenhalt. "Die EU-Kompetenzen im Bereich der 
Sozialpolitik sind beschränkt. Aber die Erwartungen der Menschen an 
Europa sind es nicht.", betonte er. Zwar gebe es auf dem Weg aus der 
Staatsschulden- und Finanzkrise auch Hoffnungszeichen, doch müsse dem
Auseinanderdriften von Süd und Nord, Arm und Reich, Jung und Alt 
weiterhin durch ein Zusammenspiel von nationaler und europäischer 
Ebene entgegengesteuert werden. Die Glaubwürdigkeit der Europapolitik
der nächsten Jahre werde in hohem Maße davon abhängen, ob es gelingen
werde, den sozialen Frieden zu erhalten. Deshalb sei es an der Zeit, 
dass das Finanzsystem seiner Rolle für ein soziales Europa gerecht 
werden könne, neben einer Finanztransaktionssteuer mahne er das 
Schließen von Steuerschlupflöchern an. Ferner sei eine Einigung über 
soziale Mindeststandards etwa über einen europaweiten Mindestlohn 
nötig.
   Den Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften komme beim nötigen
Wandel der gesellschaftlichen Mentalitäten eine zentrale Bedeutung 
zu, betonte Bedford-Strohm. "Wir bringen auf der Basis unserer 
christlichen Tradition klare ethische Grundorientierung ein. 
Gleichzeitig beanspruchen wir nicht den Logenplatz auf irgendeiner 
hohen moralischen Warte". Er äußerte Verständnis für die 
Herausforderungen und Dilemmata in der politischen Arbeit und zeigte 
sich dankbar für den Dialog zwischen Kirche und den politischen 
Entscheidungsträgern auf EU-Ebene.
   Der Vortrag und die anschließende Diskussion fanden im Rahmen des 
traditionellen gemeinsamen Jahresempfangs in Brüssel statt, zu dem 
der Leiter des Kommissariats der Deutschen Bischöfe, Prälat Dr. Karl 
Jüsten, und der Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen Kirche in
Deutschland (EKD) bei der Bundesrepublik Deutschland und der 
Europäischen Union, Prälat Dr. Martin Dutzmann, geladen hatten.
   Hannover/Brüssel, 2. Dezember 2014
   Pressestelle der EKD
   Carsten Splitt/ Katrin Hatzinger
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