(ots) - In der Ukraine-Krise konnte man hierzulande lange 
den Eindruck gewinnen, als gebe es nur unkritische Putin-Versteher 
und russophobe Neoimperialisten. Das Bild war von Anfang an verzerrt.
Auch, weil es jede berechtigte und nötige Kritik an der Moskauer 
Regierungspolitik in falschen Ruf brachte. Auch, weil nicht jeder, 
der dafür plädiert, die Interessen des Kremls ebenfalls in Betracht 
zu ziehen, deshalb zum Schoßhündchen Putins schrumpfte. Inzwischen 
machen sich neue Risse bemerkbar - sie gehen mitten durch die 
Bundesregierung. Während Merkel und die Falken der Union sich in 
aggressiveren Tönen gefallen, bekommt der sozialdemokratische 
Taubenschlag Zulauf. Von Ex-SPD-Chef Platzeck über Urgestein Egon 
Bahr bis zu Außenamtschef Steinmeier ist Bemühen zu spüren, die Fäden
Richtung Moskau nicht für eine ausschließlich transatlantische 
Bündnispolitik gänzlich abzuschneiden. Dass aus dem Umkreis 
Steinmeiers nach seinem Treffen mit Putin zu hören war, es sei um 
Wege aus der Krise gegangen, »die neue Perspektiven der Kooperation 
eröffnen könnten«, konnte nicht anders denn als Zurückweisung von 
Merkels australischer Klartextrede verstanden werden. Die 
Bundesrepublik und ihre zwei Außenminister - das ist ein Erbe der 
schwarz-gelben Koalition, in der Guido Westerwelle mit ansehen 
musste, wie Merkel immer größere Stücke vom weltpolitischen 
Hoheitskuchen ins Kanzleramt zog. Das war seinerzeit keine Frage 
inhaltlicher Differenzen. Bei den Unterschieden zwischen Union und 
SPD in der Ukraine-Krise ist das anders.
Pressekontakt:
neues deutschland
Redaktion
 
Telefon: 030/2978-1715