(ots) - Ein Signal von Hollande und Merkel hätte Gewicht
gehabt / Es fehlt ein industriepolitischer Plan für Europa
Berlin, 20. August 2014 - Das Scheitern der Alstom-Übernahme durch
Siemens ist "ein industrielles Trauerspiel für ganz Europa". Diese
Meinung vertreten die zwei ehemaligen Top-Manager Daniel Goeudevert
und Edzard Reuter im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin 'Capital'
(Ausgabe 9/2014, EVT 21. August). "Siemens und Alstom haben eine
historische Chance verpasst. Es ist eine industrielle Tragödie, die
allein auf den Widerstand eines einzelnen Mannes zurückzuführen ist:
den von Alstom-Chef Patrick Kron", urteilt Goeudevert, der bis 1993
Vorstand bei VW war. Dabei hätte Europa "gerade in der Energietechnik
einen Champion gebraucht".
Reuter geht es vor allem darum, dass wir "Champions und Standorte
in Europa erhalten, die sich im Wettbewerb behaupten". Das könne man
nicht allein Konzernkapitänen überlassen, die vor allem den Wünschen
der globalen Investoren folgen. "Die Politik in Europa muss
strategische Entscheidungen fällen. Ohne aktive Politik gäbe es kein
Airbus", sagte der ehemalige Daimler-Benz-Konzernchef. Und konkret
auf den Fall Alstom bezogen: "Merkel und Hollande hätten zumindest
eine klare Meinung äußern können. Das hätte schon Gewicht gehabt."
Industriepolitsche Versäumnisse sieht auch Goeudevert. "Europa
braucht einen Plan. Aber es hat keinen Plan. Ich plädiere seit Langem
für ein EU-Industrieministerium, das in solchen strategischen Fragen
koordiniert", sagte der Franzose zu 'Capital'. Es gehe darum, dass
Europa in einer neu strukturierten Weltwirtschaft eine Rolle spielt.
Pressekontakt:
Horst von Buttlar, Chefredaktion 'Capital',
Tel. 030/220 74-5101, E-Mail: buttlar.horst(at)capital.de
www.capital.de