(ots) - Die Liebe ist leider eine irrationale Sache,
weshalb wohl auch die Liebe des Menschen zum Tier auf ewig
widersprüchlich bleibt. Warum stehen engagierte Tierschützer heute
mit Protestplakaten vor dem Nürnberger Delfinarium - anstatt sich an
die Tore der riesigen Fleischfabriken im Lande zu ketten, in denen
jährlich Millionen Schweine am Fließband getötet werden. Weil es
niemals eine weltweit beliebte US-Fernsehserie mit einem schlauen,
freundlichen Hausschwein in der Hauptrolle gab? Warum bloß wird Zeter
und Mordio geschrien, wenn eine Zoo-Giraffe geschlachtet und an die
Raubtiere im Gehege nebenan verfüttert wird? Denkt irgendjemand, dass
Löwen normalerweise nur Möhrchen knabbern? Und trotzdem: Der
wiederkehrende Protest der Tierschützer ist richtig. Delfinarien sind
das Relikt einer Zeit, in der sich der Mensch die Erde noch völlig
bedenken- und skrupellos Untertan gemacht hat. Als noch Gift in
Flüsse geleitet, DDT auf Felder ausgebracht, Kohlendioxid und Dreck
in unvorstellbaren Mengen aus Fabrikschloten und Kraftwerken in die
Luft gepustet wurden. Heute wissen wir vieles besser - und sollten
nicht mehr begeistert in die Hände klatschen, wenn dressierte Tiere
für uns durch bunte Reifen springen. Die Argumentation des Nürnberger
Tiergartendirektors überzeugt nicht: Man müsse beim Menschen
Begeisterung für ein Tier auslösen, damit er ein Bewusstsein für die
Probleme der Tiere in freier Wildbahn bekomme, sagt Dag Encke. Muss
man das Tier dafür einsperren? Starke Emotionen kann auch eine
3D-Dokumentation über die fantastische Unterwasserwelt auslösen.
Kinder können im Kino Seite an Seite mit Delfinen durch die Weltmeere
tauchen und lernen, was "Flipper" braucht, damit es ihm gut geht. Ein
Delfinarium ist es sicher nicht.
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