(ots) - Sollte es am Ende, die Frage muss man sich schon
stellen, nur das Wetter gewesen sein? Die 64. Berliner
Filmfestspiele, die heute mit dem Publikumstag zu Ende gehen, werden
als die Frühlings-Berlinale in die Annalen eingehen. So mild, so warm
war es seit Ewigkeiten nicht während des Festivals. Man bekam eine
Ahnung davon, wie schön es früher gewesen sein muss, als die
Berlinale noch im Sommer stattfand. Und Dieter Kosslick wird ja nicht
müde zu betonen, dass die Kritiker, wenn ein Jahrgang in Cannes
einmal mau ist, milder gestimmt sind, weil man halt am Strand in der
Sonne sitzt, während einem im Berliner Februar gewöhnlich Schnee und
Graupel um die Nase pfeifen und die Stimmung gleich giftiger wird.
Aber nein, es war nicht nur der Frühling. Das hieße wirklich
tiefstapeln. Die Frühlings-Berlinale darf auch als das gelungenste
Festival verbucht werden, seit Kosslick 2001 die Leitung übernommen
hat. In diesem Jahr ist ihm wirklich ein musterhafter Spagat
gelungen. Unnötig, noch einmal all die Stars aufzuzählen, die schier
in Horden über den roten Teppich liefen. Auch eine der üblichen,
winterlaunigen Kritiken, eine Kosslick-Berlinale sei schon nach der
Hälfte am Ende, greift in diesem Jahr ganz und gar nicht.
Wie gut Filmjahrgänge sind, dafür kann ein Festivalchef nichts.
Vielleicht ist das der zweite positive Zufall nach den Temperaturen,
dass so viele gute Filme vorlagen. Aber Kosslick hat auch deutlich
aus alten Fehlern gelernt. Ihm ist es gelungen, trotz vorgezogener
Oscar-Verleihung viel Glamour aus Hollywood nach Berlin zu locken.
Und neben politisch intendierten Sozialdramen auch das
Unterhaltungskino nicht zu vergessen, das nun mal zur Bandbreite
eines Festivals gehört.
Nein, keine Kritik in diesem Jahr. Man hatte eher die Qual der
Wahl, an welchen Teppich man sich stellen, für welche Premiere man um
Karten kämpfen sollte. Dass mit dem neuen Zoo Palast ein Stück alten
Glamours zurückgekommen ist, versöhnt auch Nostalgiker. Auch wenn man
in Zukunft darauf achten muss, dass Friedrichstadt- und Zoo Palast
sich nicht gegenseitig kannibalisieren und den Berlinale Palast als
Zentrum verblassen lassen.
Die 64. Berlinale war eine einzige Star-Parade, das Wetter nur das
Tüpfelchen auf dem I. Auch wenn er zumindest Letzteres nicht
beeinflussen kann, hat Kosslick in diesem Jahr alles richtig gemacht.
So darf das gern weitergehen.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd(at)axelspringer.de