(ots) - Ach, wie niedlich. Das gilt für Nachwuchs jeder Art
und hat sozusagen Methode, genannt Kindchenschema. Kleine Elefanten
sind süß, kleine Eisbären possierlich. Aber ganz entzückend sind
Tierkinder, wenn sie aus einem Film von Walt Disney entsprungen zu
sein scheinen. Eisbär Knut hatte einen Zwillingsbruder, der nach
wenigen Tagen starb. Sein Vater war nur ausgeliehen, von einem
anderen Zoo. Die Mutter wollte von Knut nichts wissen. Er musste von
Menschenhand aufgezogen werden - ach, ein Drama sondergleichen. Aber
auch eine Goldgrube, zum Glück. Knuts Schicksal ließ kein Auge
trocken. Aus Sicht des Tierschutzes ist es für ein Bärenjunges alles
andere als ideal, Eisbären sollen in der Arktis aufwachsen, ohne
Gitter, Zuschauer und Tierärzte, aber mit natürlichen Feinden. Für
den Berliner Zoo war das Waisentierkind ein Glücksfall, "Cute Knut",
der niedliche Knut, brachte ihm internationale Aufmerksamkeit und
Millionen ein. Man muss ihm das gönnen - Zoos gelten als chronisch
unterfinanziert und sind meist von öffentlichen Zuschüssen abhängig.
Der Bau neuer und komfortablerer Gehege kostet Millionen und ist ohne
Spenden so gut wie unmöglich. Man darf Zweifel haben, ob Zoos noch
zeitgemäß sind und nötig, um dem staunenden Besucher die Größe von
Giraffen zu demonstrieren. Aber Zoos sind auch ein Teil der
Kulturgeschichte, sie dienen nicht nur der Bildung, sondern auch der
Forschung, dem Naturschutz und der Erholung. Und eines ist klar: Bei
einem Zoo darf es keine halben Sachen geben. Da geht nur ganz oder
gar nicht. Er muss angemessen finanziert sein, damit sich die Tiere
so wohl fühlen können wie nur möglich und damit er attraktiv ist.
Tiere kann man einfach gefangen halten, Besucher muss man erst einmal
einfangen. Leicht ist das alles nicht - im Gegenteil. Was spricht
also dagegen, die Geburt des Eisbärenjungen in Bremerhaven
auszuschlachten, mit Gummieisbärchen, Aufklebern und anderem
Firlefanz? Nichts. Im Gegenteil, der Zoo am Meer muss bestrebt sein,
sehr viel Geld einzunehmen, damit etwas hängen bleibt: In Berlin
forderte der Rechnungshof angesichts der Knut-Zusatzeinkünfte
öffentliche Zuschüsse zurück. Solche unverhofften Einnahmen können
Bremerhaven und das Land Bremen bekanntlich auch ganz gut gebrauchen.
Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion(at)Weser-Kurier.de