(ots) - Ist Michail Chodorkowski ein Flüchtling? Wenn ja,
dann vornehmlich deshalb, weil der frühere Ölmagnat nach seiner
Begnadigung durch Russlands Präsidenten Wladimir Putin die erste und
- in diesem Fall - auch beste Gelegenheit nutzte, seinem Heimatland
zu entkommen. Aus Syrien, aus Afrika wie aus anderen Elends- und
Krisenregionen dieser Welt versuchen derweil Millionen zu fliehen.
Oft wird ihre vermeintlich beste Gelegenheit zu ihrer letzten;
tausende Flüchtlinge sind in den vergangenen Jahren allein im
Mittelmeer vor Lampedusa ertrunken. Oder es bietet sich gar keine
Gelegenheit, so wie vielen vom Krieg geplagten Syrern. Zwei
Millionen von ihnen sind seit Anbruch des massenhaften Mordens
geflohen. Nur ein Teil hat in teils ebenfalls instabilen oder aber
bitterarmen Nachbarländern Aufnahme gefunden. Ins reiche Westeuropa
haben es nur die wenigsten geschafft. Es ist gut, dass Joachim Gauck
seine Weihnachtsansprache dazu genutzt hat, auf das Schicksal dieser
Flüchtlinge besonders hinzuweisen. Wer, wenn nicht ein Land wie
Deutschland, wäre aufgerufen, seine Hilfe zu verstärken? Und wessen
Bevölkerung müsste weniger Angst davor haben, anstatt 10000 Menschen
100000 unterzubringen? Es stimmt schon: Auch damit ließe sich die
Not von Flüchtlingen weltweit nicht wirklich eindämmen. Aber ein
Zeichen von Menschlichkeit wäre eine größere Anstrengung schon, nicht
nur zur Weihnachtszeit.
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