(ots) - Volker Bouffiers Unterschrift unter dem
schwarz-grünen Koalitionsvertrag war breit. Sehr breit sogar. Und die
ausladende Signatur des alten und vermutlich auch neuen
Ministerpräsidenten zwang Bouffiers Koalitionspartner, den
Grünen-Frontmann Tarek Al-Wazir, seinen Namen zweizeilig in eine Ecke
unter den Vertrag zu quetschen. Ein Bild mit Symbolkraft? Durchaus.
Denn die Möglichkeit, dass die Grünen im Bündnis mit der CDUan den
Rand gedrängt oder gar zerrieben werden, ist wesentlich
wahrscheinlicher als die häufig befürchtete Verwässerung
christdemokratischer Kernthemen. Aber bleiben wir einmal
optimistisch: Das gut vorbereitete schwarz-grüne Experiment in Hessen
kann in mehrfacher Hinsicht segensreich sein - etwa als Korrektiv im
Bundesrat für schwarz-rote Eskapaden in Berlin;aber auch als Vorbild
für eine post-ideolgische Bildungspolitik im Land. Denn nüchtern
betrachtet ist die Regelung von Schulen und Hochschulen - neben der
Polizei - eines der wenigen Politikfelder, in denen die Länder noch
Akzente setzen können und die wesentliche Gesetzgebung nicht längst
an den Bund abgegeben haben. Entsprechend groß ist für viele
Bildungspolitiker die Versuchung, nach einer Regierungsübernahme
endlich die eigenen Wahrheiten allen Schülern und Studenten zur
vermeintlichen Beglückung überzustülpen. Hier unterscheiden sich die
schwarz-grünen Kompromisse in Hessen wohltuend von früheren
Vereinbarungen. Kritiker sprechen zwar von bildungspolitischer
Beliebigkeit. Doch Wahlmöglichkeiten und ein Flickenteppich an
Schulformen sind in jedem Fall besser als ein mit ideologischem Eifer
aufgepfropfter Einheitsbrei. Das schwarz-grüne Laissez-faire wird
Hessens Schulen nach all den aufgeregten Reformen und Gegenreformen
guttun. Und selbst wenn das neue Bündnis wegen anderer Punkte
krachend gegen die Wand führe: Allein für diese weise
bildungspolitische Erkenntnis wird man Schwarz-Grün dereinst dankbar
sein.
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