(ots) - Kindliche Unschuld
Es kommt nicht oft vor, dass Kulturthemen in der breiten
Öffentlichkeit so präsent sind wie der Fall Gurlitt. Kein Wunder, die
Geschichte hat im Übermaß, was einen guten Plot ausmacht: Es geht um
viel Geld, es geht um Nazi-Deutschland, und es geht um einen bizarren
Mann.
Dem "Spiegel" ist der Coup gelungen, Cornelius Gurlitt vor das
Mikrofon zu holen, der Erkenntnisgewinn in Bezug auf die Frage nach
Recht und Gerechtigkeit tendiert allerdings gegen null. Wie hat denn
die Sammlung den Krieg überstanden? Wie ist der Vater Hildebrand
Gurlitt in den Besitz der Bilder gekommen? Zu solchen Fragen schweigt
sich der weltfremde Eigenbrötler aus. Stattdessen erzählt Gurlitt
viel über sich: In einer geradezu kindlichen Unschuld widmete er sich
jahrzehntelang ausschließlich seinem Schatz wie ein kleiner Junge
seinen Spielzeugautos. Für die Justiz ist dieser Mann mit seiner
riesigen Sammlung ein harter Knochen, für andere wird er hingegen zum
gefundenen Fressen: Mal sehen, wann der erste Film zum Fall Gurlitt
gedreht wird.
Ralf Döring
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