PresseKat - Zwischen sexueller Befreiung und Familienplanung

Zwischen sexueller Befreiung und Familienplanung

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ischen sexueller Befreiung und Familienplanung



Ein Paukenschlag war es nicht, als 1965 die sogenannte Wunschkindpille in der DDR auf den Markt kam. Während in der BRD im Gefolge der 68er Studentenrevolte die sexuelle Befreiung, ja gar die sexuelle Revolution ausgerufen wurde, kam die Pille im Osten als staatlich propagiertes Mittel zur Familienplanung daher.

"Wir können am ehesten von einer aufgedrängten Befreiung sprechen", konstatiert Dr. Annette Leo von der Universität Jena. Der Umgang mit dem neuartigen Verhütungsmittel sei weitgehend ein pragmatischer gewesen, so die Historikerin. Den hohen ideellen Stellenwert der "Pille" im Westen habe das DDR-Pendant wohl nicht erreicht.

Die "Wunschkindpille" der DDR steht seit 2010 im Fokus eines Forscherteams der Universität Jena um den renommierten Historiker Lutz Niethammer und seine Magdeburger Kollegin Silke Satjukow. Untersucht werden das Verhältnis zu Sexualität, der Wandel der Geschlechterbeziehungen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Thematisiert wird dabei auch der Umgang mit Abtreibungen. Das Projekt "Die 'Wunschkindpille'. Zur Erfahrungsgeschichte der hormonellen Empfängnisverhütung in der DDR im Kontext von staatssozialistischer Strategie und pharmazeutischer Industrie" läuft bis 2014 und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziell gefördert.

Zentraler Bestandteil der Untersuchung sind Zeitzeugen-Interviews mit Frauen aus drei verschiedenen Generationen: aus den Jahrgängen 1935-38, 1948-50 und 1963-65. "Die Frauen dieser Generationen repräsentieren unterschiedliche lebensgeschichtliche Zugänge zur Pille", sagt Leo. Für die älteste Gruppe sei Mitte/Ende der 1960er Jahre die Familienplanung weitgehend abgeschlossen gewesen, die Frauen seien aber noch jung genug gewesen, um die Pille interessant zu finden. Der zweiten Gruppe stand die Pille faktisch mit dem Einsetzen sexueller Aktivität zur Verfügung. "Die Frauen der jüngsten Gruppe wurden meist schon von ihren Müttern zum Gynäkologen geschickt", sagt Annette Leo, "damit sie die Pille rechtzeitig verschrieben bekamen." Für diese Mädchen und jungen Frauen gehörte die Möglichkeit der hormonellen Verhütung zum Alltag.

"Uns interessieren die Lebensentwürfe der Frauen, ihr Verständnis von Beruf und Familie", sagt Annette Leo. Dabei gehe der Blick der Forscher von der Universität Jena in unterschiedliche soziale Milieus. So seien Arbeiterinnen ebenso befragt worden wie Akademikerinnen. Zudem wurde die Herkunft bzw. der Wohnort der befragten Frauen einbezogen, nach Stadt oder Dorf unterschieden. Die bisherigen Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache: "Der Anteil der Pille am Wandel der Geschlechterbeziehungen wird von den Interviewpartnerinnen selbst mehrheitlich als gering erachtet", sagt Leo. Weitaus deutlicher hätten die Frauen betont, welchen großen Stellenwert die berufliche Emanzipation für sie hatte.

Entwickelt hatte die "Wunschkindpille" ein Forscherteam im VEB Jenapharm in Jena. Die Krankenkassen übernahmen ab 1972 die Kosten des Medikaments. Weil die Pille faktisch auf Beschluss von Partei und Regierung eingeführt wurde, blieb ein Kulturkampf um die Einführung - wie es ihn im Westen gegeben hatte - in der DDR aus.

Unter dem Titel "Wenn die Chemie stimmt ? - Geschlechterbeziehungen und Geburtenplanung im Zeitalter der Pille" findet am 28. und 29. November eine wissenschaftliche Tagung im Alten Schloss in Dornburg bei Jena statt. Dabei wollen die Historikerinnen und Historiker einen Blick über den nationalen Rahmen hinaus werfen. Gegenstand der Vorträge und Diskussionen sind u. a. die Bevölkerungspolitik in China, Serbien und der Türkei.

Wer an der Tagung teilnehmen möchte, kann sich bis zum 20. November anmelden bei: benjamin.moeckel[at]uni-jena.de. Es wird eine Tagungsgebühr erhoben.


Kontakt:
Dr. Benjamin Möckel
Historisches Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fürstengraben 13, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944409
E-Mail: benjamin.moeckel[at]uni-jena.de

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Ein Paukenschlag war es nicht, als 1965 die sogenannte Wunschkindpille in der DDR auf den Markt kam. Während in der BRD im Gefolge der 68er Studentenrevolte die sexuelle Befreiung, ja gar die sexuelle Revolution ausgerufen wurde, kam die Pille im Osten als staatlich propagiertes Mittel zur Familienplanung daher.

"Wir können am ehesten von einer aufgedrängten Befreiung sprechen", konstatiert Dr. Annette Leo von der Universität Jena. Der Umgang mit dem neuartigen Verhütungsmittel sei weitgehend ein pragmatischer gewesen, so die Historikerin. Den hohen ideellen Stellenwert der "Pille" im Westen habe das DDR-Pendant wohl nicht erreicht.

Die "Wunschkindpille" der DDR steht seit 2010 im Fokus eines Forscherteams der Universität Jena um den renommierten Historiker Lutz Niethammer und seine Magdeburger Kollegin Silke Satjukow. Untersucht werden das Verhältnis zu Sexualität, der Wandel der Geschlechterbeziehungen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Thematisiert wird dabei auch der Umgang mit Abtreibungen. Das Projekt "Die 'Wunschkindpille'. Zur Erfahrungsgeschichte der hormonellen Empfängnisverhütung in der DDR im Kontext von staatssozialistischer Strategie und pharmazeutischer Industrie" läuft bis 2014 und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziell gefördert.

Zentraler Bestandteil der Untersuchung sind Zeitzeugen-Interviews mit Frauen aus drei verschiedenen Generationen: aus den Jahrgängen 1935-38, 1948-50 und 1963-65. "Die Frauen dieser Generationen repräsentieren unterschiedliche lebensgeschichtliche Zugänge zur Pille", sagt Leo. Für die älteste Gruppe sei Mitte/Ende der 1960er Jahre die Familienplanung weitgehend abgeschlossen gewesen, die Frauen seien aber noch jung genug gewesen, um die Pille interessant zu finden. Der zweiten Gruppe stand die Pille faktisch mit dem Einsetzen sexueller Aktivität zur Verfügung. "Die Frauen der jüngsten Gruppe wurden meist schon von ihren Müttern zum Gynäkologen geschickt", sagt Annette Leo, "damit sie die Pille rechtzeitig verschrieben bekamen." Für diese Mädchen und jungen Frauen gehörte die Möglichkeit der hormonellen Verhütung zum Alltag.





"Uns interessieren die Lebensentwürfe der Frauen, ihr Verständnis von Beruf und Familie", sagt Annette Leo. Dabei gehe der Blick der Forscher von der Universität Jena in unterschiedliche soziale Milieus. So seien Arbeiterinnen ebenso befragt worden wie Akademikerinnen. Zudem wurde die Herkunft bzw. der Wohnort der befragten Frauen einbezogen, nach Stadt oder Dorf unterschieden. Die bisherigen Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache: "Der Anteil der Pille am Wandel der Geschlechterbeziehungen wird von den Interviewpartnerinnen selbst mehrheitlich als gering erachtet", sagt Leo. Weitaus deutlicher hätten die Frauen betont, welchen großen Stellenwert die berufliche Emanzipation für sie hatte.

Entwickelt hatte die "Wunschkindpille" ein Forscherteam im VEB Jenapharm in Jena. Die Krankenkassen übernahmen ab 1972 die Kosten des Medikaments. Weil die Pille faktisch auf Beschluss von Partei und Regierung eingeführt wurde, blieb ein Kulturkampf um die Einführung - wie es ihn im Westen gegeben hatte - in der DDR aus.

Unter dem Titel "Wenn die Chemie stimmt ? - Geschlechterbeziehungen und Geburtenplanung im Zeitalter der Pille" findet am 28. und 29. November eine wissenschaftliche Tagung im Alten Schloss in Dornburg bei Jena statt. Dabei wollen die Historikerinnen und Historiker einen Blick über den nationalen Rahmen hinaus werfen. Gegenstand der Vorträge und Diskussionen sind u. a. die Bevölkerungspolitik in China, Serbien und der Türkei.

Wer an der Tagung teilnehmen möchte, kann sich bis zum 20. November anmelden bei: benjamin.moeckel[at]uni-jena.de. Es wird eine Tagungsgebühr erhoben.


Kontakt:
Dr. Benjamin Möckel
Historisches Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fürstengraben 13, 07743 Jena
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Datum: 14.11.2013 - 12:51 Uhr
Sprache: Deutsch
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