(ots) - Uli Hoeneß, einst die selbsternannte "Abteilung
Attacke" des FC Bayern München, muss auf der Anklagebank Platz
nehmen. Dem Präsidenten des Rekordmeisters wird wegen
Steuerhinterziehung der Prozess gemacht. Hoeneß, der darauf gehofft
hatte, straffrei auszugehen, sind bei seiner Selbstanzeige Fehler
unterlaufen. Dass es nun zur Verhandlung kommt, ist ein klares Signal
in zweierlei Hinsicht: Zum einen werden Steuervergehen nicht mehr als
Kavaliersdelikt betrachtet, zum anderen gibt es offenbar auch in
Bayern keinen Prominenten-Bonus.
Viele Experten hatten damit gerechnet, dass dem CSU-nahen
Fußballfunktionär trotz des strafrechtlich relevanten Schuldvorwurfs
von über drei Millionen Euro der Gang vor Gericht erspart bleiben
könnte. Hoeneß jedoch muss sich, wie jeder andere Bürger,
verantworten. Das ist gut und richtig. Wie hart die Strafe ausfällt,
wird davon abhängen, inwieweit die Selbstanzeige strafmildernd wirkt.
Denn der Fall Hoeneß unterscheidet sich vom Fall Klaus Zumwinkel.
Während der Postchef der Steuerhinterziehung überführt werden musste,
hat Hoeneß ein Quasi-Geständnis abgelegt. Der Bayern-Chef hat den
Fehler eingesehen.
Verhandelt wird über den Fall jedoch erst ab 10. März 2014. Dass
sich Hoeneß einst in Talkshows als Saubermann aufgespielt hat, ist
moralisch verwerflich, als Rechtfertigung für den öffentlichen
Pranger taugt dies nicht. Wäre Hoeneß nicht jene Reizfigur, die er
bundesweit ist, hätte niemand von seiner Selbstanzeige, die
Vertraulichkeit garantierten sollte, erfahren. Dies darf natürlich
keine Entschuldigung sein. Dass sich nun aber allerlei Steuerexperten
öffentlich Gedanken über eine Gefängnisstrafe machen, mutet unseriös
an. Sie sollten wissen, dass der Teufel im Detail steckt - und alle
Details kennen nicht einmal Hoeneß' Anwälte.
Dass der Mann so lange es geht an seinen Posten beim FC Bayern
festhält, ist nachvollziehbar. Der Verein ist sein Lebenswerk. Sollte
Hoeneß jedoch rechtskräftig zu einer Strafe ohne Bewährung verurteilt
werden, ist er als Vorbild nachhaltig beschädigt. Dann sollte Uli
Hoeneß Größe zeigen - und zurücktreten.
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