(ots) - Die geplanten Themen:
Angst oder Liebe? Erwin Wagenhofer plädiert in seinem neuen Film
"Alphabet" für eine radikale Reform unseres Bildungssystems!
Kinder, die durch das achtstufige Gymnasium gepresst werden, ihre
Hobbies, ihre Freunde und ihre Kindheit verlieren und sich auf
facebook in eine digitale Scheinwelt flüchten. Chinesische
Vorzeigeschüler, die von morgen sieben bis abends um zehn lernen,
Medaillen und Urkunden sammeln, wie andere Kinder Fußballbildchen und
vor Müdigkeit vergessen, was es heißt zu lächeln. Eine Flut an
börsennotierten Unternehmen, die Profit aus der Angst der Eltern und
Kinder schlagen und Nachhilfe zum Wirtschaftsfaktor machen. Und wozu
das alles? Um die Kinder fit für eine Zukunft zu machen, in der vor
allem eines gefragt ist: Kreativität und die Fähigkeit zu
ungewöhnlichen Denkansätzen. Es läuft falsch, das zeigt der Film von
Wagenhofer und er deutet an, wie es anders laufen könnte: Wenn nicht
mehr die Angst unser Bildungssystem beherrscht, sondern Zuwendung,
Vertrauen und - Liebe.
Wehrt Euch! Die Wissenschaftlerin Shoshana Zuboff ruft zum
Widerstand gegen den digitalen Überwachungsstaat auf Wir befinden uns
an der Schwelle eines neuen Zeitalters, in der Daten das kostbarste
Gut unserer Wirtschaft sind. Die Sozioökonomin Shoshana Zuboff ruft
zum Widerstand gegen die digitale Überwachung auf und warnt vor einer
Zukunft, in der staatliche Geheimdienste und Internetfirmen unser
Privatleben komplett unterwandern und missbrauchen. Ihre Helden
heißen Edward Snowden und Ladar Levison. Snowden, der unter großen
persönlichen Opfern die Machenschaften der NSA öffentlich machte und
dafür als Vaterlandsverräter gebrandmarkt wurde und Levison, der sich
weigerte, dem FBI sämtliche Daten der Nutzer seines E-Mail-Services
zu Verfügung zu stellen. Mit Hilfe von Spenden klagt Levison nun
gegen die Übergriffe einer Regierung, die er für kriminell hält und
zitiert den Staatstheoretiker und dritten Präsidenten der USA, Thomas
Jefferson: "Es ist die Pflicht eines jeden Patrioten, seine Heimat
vor seiner Regierung zu schützen." In diesem Sinne argumentiert auch
Shoshana Zuboff, wenn sie sagt - es ist an uns, die Übergriffe
abzuwehren und zu verhindern, dass wir uns in einer Welt
wiederfinden, die alles, was George Orwell einst prophezeite, in den
Schatten stellt.
Ein Meister des schwarzen Humors! Der britische Künstler David
Shrigley ist für den Turner-Preis nominiert Eines seiner bekanntesten
Werke: Ein ausgestopfter Hund mit der Aufschrift "I'm dead". "Ich
habe das Gefühl, meine Kunstwerke sind von ihrer Art her ganz
ähnlich, wie Sachen, die ich als 6-jähriger gemacht habe, meint er
und man weiß nicht, ob er das wirklich ernst meint.
Hintersinnig-anarchisch geht er an seine Werke und den Kunstbetrieb
heran. Und meint die Sache mit der Kunst dabei sehr ernst. Er
arbeitet mit Sprache, archaischen Symbolen, hintergründigem Witz.
Lachen als Reaktion ist ihm durchaus willkommen, da ein positiver
Reflex immer der Anfang für eine tiefere Auseinandersetzung ist.
Jetzt ist er für den Turnerpreis nominiert. Ab 23.Oktober sind die
Werke, für die er nominiert wurde, in Londonderry zu sehen, am 2.
Dezember findet die Verleihung des Turner-Preises statt.
Die Legende spricht... - Richard Burtons Tagebücher Scharfzüngiger
Klatsch, erstaunliche Einsichten und eine Liebeserklärung an die
englische Sprache: Die Tagebücher von Richard Burton sind Zeugnis
eines prallen Lebens. Er schreibt - natürlich - ausführlich über
seine Liebe zu Elizabeth Taylor, "der schärfsten Frau auf der ganzen
Welt", über berühmte Zeitgenossen, nicht ohne bösen Witz: Maria
Callas? Langweilig. Peter Ustinov? Macht immer das Gleiche und ist
ein bisschen gestört. Robert Redford? Schlechter Schauspieler. Sich
selbst verschont er auch nicht: Man folgt ihm über viele hundert
Seiten im Kampf gegen seine Alkoholsucht, sieht seine Selbstzweifel,
seine Abgründe. Aber man lernt auch den lebensbejahenden Kerl,
zärtlichen Vater, bedingungslosen Liebhaber kennen und vor allem auch
- den Künstler. Richard Burton sprach nicht nur ein wunderschönes
Englisch, er schrieb auch gut und liebte die englische Literatur,
Lyrik und die Dramen mit einer Leidenschaft, die mitreißend ist. Die
Legende spricht nun also auf sehr persönliche Weise zu uns. Gut so.
Melancholische Sirene: Die wundersame, wunderbare
Kammerpop-Sängerin Agnes Obel Minimum Maximum. Agnes Obel braucht
nicht viel. Ein Klavier. Zweieinhalb bis drei Akkorde. Reduzierter
Gesang. Nur zwei, drei Töne weniger - und alles würde implodieren.
Die Lieder auf ihrem ersten, zu Hause aufgenommenen Album waren so
leise und zurückhaltend, dass man sogar die Straßenbahn hörte. Aber
gerade aus dieser Stille und der Reduzierung entsteht unfassbare
Präsenz: Musik, räumlich wie Skulpturen. Dass sie mit ihrem Song
"Just So" ausgerechnet durch eine Telekommunikations-Werbung über
Nacht vom MySpace-Phänomen zur Bestseller-Balladeska wurde, ist ein
schönes Missverständnis. Denn die in Berlin lebende Dänin ist selbst
alles andere als grell und überkommunikativ. Obel erinnert eher an
die klassischen Hitchcock-Frauen. Schön, unnahbar, scheinbar
überlegen und vermeintlich schwach zugleich - kurz gesagt:
allerangenehmst rätselhaft. Sie will mit ihren Songs ein Gefühl
erschaffen, sagt sie, wie in einem Traum - bei dem allerdings völlig
offen bleibt, ob er ein guter oder ein böser Traum ist. Nun hat sie
ihr zweites Album "Aventine" veröffentlicht. In Dänemark ist sie
bereits die Nummer 1, bei uns kurz vorm großen Durchbruch. Also sind
wir von "ttt" vorher wir noch mal mit ihr durch dunkle Gänge und
Hinterhöfe von Berlin gezogen.
Moderation: Max Moor
Redaktion: Sylvia Griss (BR)
Pressekontakt:
Agnes Toellner
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