(ots) - Ute Lemper:
Woody Allen foltert seine Schauspieler
Gemischte Erfahrungen bei Dreharbeiten in Nizza - Kritik an
deutschen Musicals
Osnabrück.- Die Schauspielerin und Sängerin Ute Lemper ist in
Woody Allens neuem Film dabei, den der US-Regisseur in Frankreich
gedreht hat: "Ich habe gerade mit Woody Allen gedreht, in Nizza,
einen ganz kleinen Auftritt. Lohnt nicht, es zu erwähnen. Ich singe
nur ein Lied. Immerhin: Ich habe ihn kennengelernt", verriet die
50-Jährige der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstagausgabe). Helle
Begeisterung hat dieses Kennenlernen bei Lemper offenbar nicht
ausgelöst: "Er foltert seine Schauspieler. Colin Firth hat die
Hauptrolle und war fertig mit den Nerven. Nach zwei Monaten Woody
Allen war er auf Schlafmittel und Antidepressiva. Allen spricht nicht
mit seinen Schauspielern, verlangt zwei Stunden vor Drehbeginn wilde
Textänderungen und zahlt miese Gagen", berichtete sie. Die Filme des
Regisseurs seien jedoch "großartig". Kritisch steht Lemper auch den
Musicals auf deutschen Bühnen gegenüber: "Es ist eine amerikanische
Kunstform, die wir nur importiert haben. Als ich aufgewachsen bin,
existierte das in Deutschland gar nicht jenseits einer ,My Fair Lady'
mit der Operettensängerin am Stadttheater. Deutschland fehlt die
Tradition, es bleiben Klon-Produktionen." Dennoch räumte die
Wahl-Amerikanerin ein, gelegentlich Heimweh zu verspüren: "Nach 15
Jahren New York fehlt mir Europa doch sehr. Wenn ich die Kinder nicht
hätte, würde ich mir schon einen zweiten Wohnsitz in Paris oder
Berlin suchen. Ich möchte auch keinen amerikanischen Pass haben. Ich
fühle mich europäisch." Gleichzeitig sieht Lemper aber auch Vorteile
ihrer dauerhaften Abwesenheit: "Ich bin ganz froh, dass ich in der
deutschen Presse nicht so prominent bin. Dass ich in Amerika bin,
ermöglicht mir mein Privatleben. Ich vermisse es nicht, auf
Filmbällen rumzuknutschen." Auch ansonsten hat die gebürtige
Münsteranerin ein eher gespaltenes Verhältnis zu ihrer alten Heimat:
"Es gab Phasen der Liebe und des Liebesentzugs. Meine Karriere ist
nur auf Erfolg im Ausland gebaut. Die Deutschen haben nur gelobt,
wenn die anderen gelobt haben. Welche andere deutsche Künstlerin hat
in der israelischen Holocaust-Gedenkstätte eine Zeremonie bekommen?
Welche andere spricht in Australien, in Asien, in Amerika und
Südamerika über das schwierige Erbgut der deutschen Geschichte, wer
hält das deutsche Liedgut am Leben? Sprechen wir in 20 Jahren
darüber; ich denke, dass mein Wert als kritischer Botschafter des
Landes den Deutschen noch auffallen wird."
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