(ots) - Bedenkliche Blase
Die Hauptstadt zehrt von einem Mythos und versucht ihn zu Geld zu
machen. Dagegen wäre nicht viel einzuwenden, wenn nicht stattliche
Subventionen in die Musikwoche flössen, die an anderen Stellen
vermutlich nachhaltiger investiert wären. Das aufgepumpte Musik-Event
hat offenbar nicht mehr viel mit der Explosion von Kreativität in den
Nachwendejahren zu tun. Sondern viel mit Großstadt-Rummel und letzten
Outdoor-Feiern im schwindenden Sommer.
Auch das kann reizvoll sein und eine Berlin-Reise wert. Doch
Eintagsfliegen hinterlassen ein schales Gefühl: Wenn Musikunterricht
in Berliner Schulen Mangelware ist und Musikschullehrer
armutsgefährdend schlecht entlohnt werden, fehlt der Musikszene bald
der eigene Nachwuchs. Kommerz, schöner falscher Schein, schnelle
Geldeinnahme und ansteigende Mieten könnten eine Blase bilden, die
irgendwann platzt, und nichts als Brache hinterlässt. Das aber würde
den aktuellen Nimbus Berlins als eine der aufregendsten und
kreativsten Metropolen der Welt empfindlich ankratzen.
Christine Adam
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