PresseKat - Börsen-Zeitung: Tote haben immer Recht, Kommentar zur Zurich Insurance Group von Bernd Wittkowski

Börsen-Zeitung: Tote haben immer Recht, Kommentar zur Zurich Insurance Group von Bernd Wittkowski

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(ots) - Schon der Tod an sich ist eine derart private
Angelegenheit, jeder Suizid darüber hinaus eine solche menschliche
Tragödie, dass Außenstehende, namentlich die Medien, dazu schweigen
sollten, so schwer es fällt. Wenn der Finanzchef eines Weltkonzerns
wie der Zurich Insurance Group allem Anschein nach von sich aus - und
in diesem Fall wohl ohne für sein berufliches Umfeld erkennbare
Warnsignale - die Entscheidung trifft, aus dem Leben zu scheiden, und
daraufhin der Verwaltungsratspräsident des Unternehmens zurücktritt,
nachdem und weil ihm die Hinterbliebenen eine Mitverantwortung für
den Freitod anlasten, sei bei aller gebotenen Zurückhaltung eine
Ausnahme gestattet.

Die Spekulationen, die sich an diesen traurigen Vorgang knüpfen,
haben etwas Reflexhaftes, sind kaum zielführend, sondern boulevardesk
und teils schlicht infam. Wenn hier öffentlich etwa der Führungsstil
der "Reizfigur" Josef Ackermann als Auslöser insinuiert wird, ist das
erstens eine Unverschämtheit und zweitens der Beginn genau jener
Diskussion, der der frühere Deutsche-Bank-Chef mit seinem Rücktritt
am Zürcher Mythenquai zuvorkommen wollte - im glaubhaften Bemühen,
einer Rufschädigung zulasten der Gesellschaft vorzubeugen. Gänzlich
verhindern kann er die Diskussion ohnehin nicht und sie argumentativ
gewinnen schon gar nicht. Tote, sagt der Volksmund, haben immer
Recht. Auch deren Familie kann man unabhängig von der objektiven
Sachlage schlecht widersprechen.

Macht es Sinn, anlässlich einer Selbsttötung über Stress am
Arbeitsplatz oder - mit Blick auf eine bescheidene
Aktienkursentwicklung - den Druck der Finanzmärkte zu philosophieren?
Man sollte nicht vorschnell auf allgemeine Kausalitäten schließen. In
der Schweiz nehmen sich im Durchschnitt vier Menschen pro Tag das
Leben, in Deutschland sind es fast 30 - soweit bekannt. Jeder




Selbstmörder ist einer zu viel, und jeder - vom Hilfsarbeiter bis zum
Topmanager - hat sein ganz persönliches Motiv, das uns in aller Regel
nichts angeht. Wenn aber steigender Leistungsdruck, ständige
Arbeitsverdichtung, Stress mit Vorgesetzten und Kollegen oder externe
Ansprüche, etwa der Märkte, immer diese endgültige Konsequenz hätten,
dann drohte die Menschheit bald auszusterben, denn solche Probleme
haben nicht nur Vorstandsmitglieder. Es ist dann doch eine
überschaubare Zahl derjenigen, die - geplant oder affektiv - keinen
anderen Ausweg sehen, und letztlich wussten nur sie selbst, warum. Um
sie alle ist zu trauern und ihren Hinterbliebenen das Beileid
auszusprechen. Der Rest ist pietätvolle Distanz.



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Datum: 29.08.2013 - 20:50 Uhr
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