(ots) - Plattdeutsch-Professor: Dialekte beleben
digitale Kommunikation
Elemente in Chats und Jugendsprache als Zeichen sozialer Nähe
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Osnabrück.- Erstaunliche Wendung: Sprachwissenschaftler stellen
fest, dass ausgerechnet die digitale Kommunikation der plattdeutschen
Mundart wieder zu einer stärkeren Verbreitung verhilft. In einem
Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch) sagte der
Leiter des Centrums für Niederdeutsch an der Universität Münster,
Hermann Spiekermann, "Untersuchungen zeigen, dass in Chats plötzlich
wieder Plattdeutsch vorkommt". Der Professor erklärte dies damit,
dass Dialekte immer dann eine besondere Bedeutung hätten, wenn
Gesprächspartner sich sehr gut kennen und in einer sozialen Nähe
befinden würden. Dies sei bei vielen digitalen Kommunikationsformen
und sozialen Netzwerken dezidiert der Fall. "Wenn ich dagegen
Standarddeutsch oder Hochdeutsch spreche, ist immer eine Distanz da",
sagte Spiekermann.
Dialektwörter oder Dialektformen hielten inzwischen in die
allgemeine Jugendsprache Einzug. Auch das Prestige des Plattdeutschen
steige. Früher habe man noch befürchtet, dass Kinder in der Schule
Nachteile haben könnten. "Inzwischen ist es wissenschaftlich belegt,
dass durch die Mehrsprachigkeit bestimmte Strukturen im Gehirn
aufgebaut werden, die für das Erlernen weiterer Fremdsprachen sogar
vorteilhaft sind", sagte der Experte. Außerdem gehöre Plattdeutsch
zum kulturellen Erbe Norddeutschlands. "Das sollten wir nicht
verloren gehen lassen." Die Zahl der Sprecher liege bei geschätzten
fünf Millionen Menschen.
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