(ots) - Heute startet die Fußball-Bundesliga. Glaubt man
den Protagonisten und der Werbung erwartet uns die beste, schönste
und erfolgreichste Saison aller Zeiten. Mindestens. Noch mehr Stars,
noch mehr Tore, noch mehr Zuschauer, noch mehr Geld, mehr Apps fürs
Smartphone als Grashalme auf dem Platz. Die Fußball-Welt hat heil zu
sein. Darüber wachen DFB und DFL. Mit der spritzigen Vergangenheit
beschäftigt man sich äußerst ungerne. Auf die Frage nach Doping in
des deutschen liebster Sportart hört man immer wieder: Das bringt
doch nichts. Als Ketzer kann man da nur antworten: Kraft
(Maximalkraft = Schnellkraft = Schnelligkeit) und Ausdauer lassen
sich besonders leicht chemisch steigern, spielen diese beiden
konditionellen Faktoren wirklich keine Rolle im Kampf um den Ball?
Mindestens so unstrittig wie es ist, dass in der Leichtathletik
gedopt wurde und wird, ist es, dass auch der Fußball ein Problem mit
den illegalen Leistungsverstärkern hatte und hat. Nicht erst seit dem
Buch von Toni Schumacher sollten Fußballer (Spieler wie Trainer und
Fans) etwas mit dem Wort Captagon anfangen können. Vereinfacht
ausgedrückt handelt es sich dabei um ein Aufputschmittel, durch das
Leistungen auf hohem Niveau länger aufrechterhalten werden. Die
verstärkte Energiebereitstellung und -ausschöpfung sorgen allerdings
für zahlreiche Nebenwirkungen. Durch die Ausschaltung von
Schutzmechanismen kann der Körper extrem überbelastet werden und
überhitzen. Der Anstieg des Blutdrucks kann zum Herzinfarkt und zum
Tod führen. Weitere Indizien, dass der Fußball nicht so sauber war,
wie er es gerne darstellt, kann man in Spanien und Frankreich finden.
Im Fall des Dopingarztes Eufemiano Fuentes waren plötzlich die
Unterlagen verschwunden, in denen Fußballer spanischer Topklubs
genannt worden sein sollen. Und im Zuge der Aufarbeitung des
Dopingskandals während der Tour de France 1998 kam heraus: Die
Proben, die während der Fußball-WM desselben Jahres genommen worden
sind, waren auf Druck des Fußball-Weltverbandes vernichtet worden.
Dazu kommt noch der Epo-Skandal bei Juventus Turin (1994 bis 1998,
damals dort Spieler: Didier Deschamps, aktuell Trainer der Équipe
Tricolore). Und jetzt wird's deutsch: Auch ein gewisser Pep Guardiola
war schon mal wegen Dopings gesperrt. Der Bayern-Trainer konnte aber
Unterlagen beibringen, dass sein Körper besonders viel Nandrolon
produziere. Und wie reagiert der deutsche Fußball? Bundestrainer
Joachim Löw hat »ein Problem, wenn Dinge in den Raum gestellt werden,
ohne Namen zu nennen«. DFL-Chef Reinhard Rauball will Bluttests. Nur
wann sie eingeführt werden, sagt er nicht. Ab heute soll es wieder um
die andere, die große Pille gehen. Die, übrigens, ist schon seit
Jahren nur noch pure Chemie.
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