(ots) - Kaum zu begreifen: Suhrkamp ist insolvent. Zwar
hatte der Bücherfreund bereits ein paar Monate lang Zeit, sich darauf
einzustimmen. Das Damoklesschwert der Zahlungsunfähigkeit hängt
schließlich seit vergangenem Dezember über dem Verlag. Jetzt freilich
ist es amtlich - und die Fassungslosigkeit wächst. In den vergangenen
Monaten war zu diesem Thema bereits viel zu lesen: von Machtkämpfen
im Hause, von einer Mehrheitsgesellschafterin, die der
Minderheitsgesellschafter nicht in der Position der Geschäftsführerin
dulden wollte. Aber wirklich zu verstehen war das trotzdem nicht. Vor
allem, dass kein Geld da sein sollte. Wie, so fragt sich der Laie,
fährt man einen Verlag an die Wand, der nicht nur ein Bücherhaus ist,
sondern - Stichwort "Suhrkamp-Kultur" - eine Marke? Einen Verlag, der
die Rechte an Autoren wie Hesse oder Brecht besitzt? Allein Brecht:
Wie kann ein Haus ins Trudeln geraten, das Jahr für Jahr die
Brecht-Tantiemen eintreibt? Es gibt, wie gesagt, das ungute
Zerwürfnis innerhalb des Verlags. Und es spukt das wunderliche Wort
"Schutzschirmverfahren" durch die aktuelle Debatte. Das
Schutzschirmverfahren, so heißt es, sei ein taktisches Manöver der
Verlegerswitwe Ulla Unseld-Berkéwicz, mit dem sie ihren Widersacher
im Haus, den Minderheitsgesellschafter Hans Barlach, auf Distanz zu
halten und so den Fortbestand des Hauses Suhrkamp zu sichern
versuche. Ob diese Rechnung nun aufgeht oder nicht: Es bleibt die
bittere Erkenntnis, dass bei Suhrkamp jahrelang katastrophal
gewirtschaftet worden sein muss. Und dass der Ruf des Hauses gelitten
hat, steht sowieso außer Frage. Und das nicht nur ein bisschen,
sondern dauerhaft.
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