(ots) - Der Oscar braucht die Nestbeschmutzer
Erst eine schwarze Präsidentin, jetzt eine lesbische
Gala-Moderatorin: So rührend hat sich die Oscar-Academy lange nicht
um Political Correctness bemüht. Das ist ein verzweifeltes
Unternehmen. Eine gute Oscar-Gala braucht schließlich nichts so
dringend wie anarchischen Humor. Seit Jahren ist die Verleihung der
Golden Globes die lustigere Show, weil die Branche sich hier
konsequent selbst veralbert. Im letzten Jahr ist dem Vulgärkomiker
Seth MacFarlane das auch mal bei den Oscars geglückt! Das politische
Bewusstsein einer Ellen DeGeneres kann sogar für noch profunderen
Krawall sorgen als sein Song über die Nacktszenen der Anwesenden, und
den Kummer der leer Ausgegangenen.
Warum brauchen die Oscars so dringend die Nestbeschmutzung?
Zuallererst, weil die stundenlange Feierlichkeit sonst unerträglich
wäre. Vor allem aber, weil die Veranstaltung paradox ist. Einerseits
entscheidet die monumentale Selbstbeweihräucherung maßgeblich über
den Marktwert von Stars und Filmen. Andererseits weiß jeder, dass die
Preise mehrheitlich von alten, weißen, auf Lebenszeit gewählten
Männern vergeben werden, nach oft sicher höchst eigennützigen
Kriterien. Finanziell mächtig, inhaltlich irrelevant: Wer mit diesem
Steckbrief auf der großen Bühne bestehen will, hat nur eine einzige
Chance: Selbstironie.
Daniel Benedict
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