Nur ein Zehntel der Vereinsmitglieder hatte an einem sonnigen Sonntagnachmittag den Weg ins Reiterstübchen des Reit- und Therapiezentrums RSG Eddersheim gefunden. Vielleicht lag es daran, dass die übrigen Vereinsmitglieder schon ahnten, dass es wenig Neues zu berichten gab – viele Fragen, besonders rund um den Bau der Landebahn Nordwest des Frankfurter Flughafens, hatten die anwesenden Vereinsmitglieder trotzdem.
(firmenpresse) - Der Vorstand, bestehend aus dem Vorsitzenden Peter Freund, dem stellvertretenden Vorsitzenden Gerd Gröhl, Kassenwartin Roswitha Freund und Schriftführerin Katrin Förster, hatte einige Unterlagen zur Entwicklung des Vereins vorbereitet – die Mitgliederzahlen, der Stand der vereinseigenen Schulpferde und die Finanzsituation wurden den Mitgliedern offengelegt. Hierbei stellte der Vereinsvorstand auch deutlich heraus, dass dem Verein große Investitionen gerade nicht möglich sind. Da das Gelände des Vereins nach Bau der Landebahn Nordwest wertlos wird und auf den sogenannten „Nullwert“ herabgestuft wird, zeigen Banken sich aktuell wenig kooperationsbereit. „Ihr müsst verstehen, dass wir keine 15.000 Euro in einen neuen Hallenboden investieren können für eine Halle, die wir nur noch maximal drei oder vier Jahre nutzen können“, erklärte Gerd Gröhl mit einem fast enttäuschten Gesichtsausdruck.
„Der aktuelle Schwebezustand mit ungewisser Zukunft ist für uns untragbar“, machte er noch einmal deutlich. Seit vier Jahren kämpft der Verein darum, das Reitsport-Angebot vor allem für Kinder und Jugendliche sowie das breite Therapie-Angebot aufrecht zu erhalten. Auf dem Gelände Im Gotthelf in Eddersheim wird dies bald nicht mehr möglich sein. In 108m Höhe werden die Flugzeuge Stallungen und Reithallen des Vereins überqueren – eine untragbare Lärmbelästigung für Mensch und Tier. Innerhalb der Stadtgrenzen Hattersheims möchte der Verein umziehen, mögliche neue Gelände für einen Stall mit den benötigten Anlagen wurden sogar schon besichtigt. Solange die Flughafenbetreiberin Fraport den Verein nicht entschädigt, ist ein Stallneubau finanziell allerdings ausgeschlossen.
Bis zu einem Jahr nach Ausbau des Flughafens hat die Fraport AG theoretisch Zeit, den Verein zu entschädigen, bezahlen muss sie in jedem Fall. Diese Perspektive allerdings ist nicht ausreichend – spätestens mit Inbetriebnahme der Landebahn Nordwest muss der neue Stall bezugsfertig sein, damit der Verein seine vielen Kurse, Angebote und Therapien weiterführen kann. „Wir gehen davon aus, dass die Fraport AG sich innerhalb der nächsten zwei Monate mit einem Angebot bei uns meldet“, ist Gerd Gröhl optimistisch. Mit gutem Grund: Ein so umfangreiches Therapie-Angebot gibt es in der Umgebung nicht noch einmal – und nicht zuletzt haben unter anderem die Kinder der Fraport-Angestellten über die Kinderbetreuungseinrichtung Fluggi-Land mehrfach pro Jahr die Möglichkeit, an Reiterferien bei der RSG Eddersheim teilzunehmen. Allein im Jahr 2009 hat das Fluggi-Land insgesamt sieben Wochen Reiterferien für etwa 100 Kinder beim Verein gebucht.
Dass dagegen das Tagesgeschäft aktuell sehr gut läuft, konnte der Vereinsvorstand aber auch bekanntgeben – die angebotenen Kurse sind erfolgreich, das Interesse an den Sportmöglichkeiten und dem Therapieangebot groß. Und dass der Verein seine Arbeit macht, so gut es in der schwierigen Situation für ihn möglich ist, bestätigten die beiden Kassenprüferinnen – nach ihrem positiven Bericht wurde der Vereinsvorstand einstimmig entlastet. Wie es in ein paar Jahren mit dem Verein weitergeht, steht leider noch nicht fest. Je nachdem, wann das Geld von der Flughafenbetreiberin kommt, hat der Verein unterschiedliche Szenarien im Hinterkopf. Eine große Erleichterung für alle 250 Mitglieder und die 150 Nutzer aus dem Bereich Therapie wäre es jedoch, wenn der Konzern dem Verein baldmöglichst eine Entschädigung zusagen und so den Stallneubau im Stadtgebiet sichern würde.
Das Reit- und Therapiezentrum RSG Eddersheim a.M. g.V. (www.rsg-eddersheim.de) bietet seit mittlerweile 20 Jahren (gegründet im März 1987) Reitunterricht, Voltigiertraining und Fahrschule für Kinder und Erwachsene aller Leistungsklassen. Nicht nur in diesen Bereichen, auch als Pensionsbetrieb mit Vermietung von Pferdeboxen an Pferdehalter und als Wanderreitstation ist die RSG Eddersheim von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) geprüft und zertifiziert.
Das Deutsche Kuratorium für Therapeutisches Reiten (DKThR) prüft und zertifiziert den gemeinnützigen Verein regelmäßig in den Bereichen Heilpädagogisches Reiten und Voltigieren, Hippotherapie und Reiten als Sport für Behinderte.
Mit 19 eigenen Schulpferden und 275 Mitgliedern, 28 verschiedenen Reitstunden pro Woche für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in unterschiedlichen Leistungsstufen, 14 Stunden Voltigieren pro Woche in fünf verschiedenen Gruppen und Leistungsklassen und 16 verschiedenen Kursen pro Woche im Bereich Therapie mit rund 150 Nutzern bietet der Verein ein breites Angebot.