(ots) - Es wäre jetzt, nach den Beschlüssen des
Europaparlamentes, leicht, auf Banker verbal draufzuschlagen. Mit dem
Satz "Endlich zeigt es einer diesen Geldsäcken" kann man derzeit in
Talkshows und an Stammtischen gleichermaßen reüssieren. Natürlich
haben die entfesselten Finanzdienstleister die seit Jahren anhaltende
Finanzkrise maßgeblich mitverschuldet. Und das, ohne dass die
Mehrzahl von ihnen dadurch in existenzielle Nöte geraten wäre.
Systemrelevante Banken wurden vom Steuerzahler gerettet, und die
trotz Krise weiterhin gezahlten Gehälter reichten auch ohne
Fantasie-Boni zum anständigen Überleben in Mitteleuropa aus.
Stichwort Boni: Bei ihnen muss man die gleiche Frage stellen wie zur
Ursache der Krise im Allgemeinen: Wer hat denn die so bösen Banken
erst entfesselt? Es waren Politiker, die überall auf der Welt seit
den 70er Jahren so ziemlich alles deregulierten, was zuvor aus guten
Gründen reguliert war. Unter anderem, weil auch sie vermeintlich
billiges Geld gut gebrauchen konnten. Außenpolitische Abenteuer, der
Demografie zuwider laufende soziale Wohltaten und Verwaltungsapparate
wollten schließlich irgendwie finanziert sein. Viele derjenigen, die
heute heuchelnd Banker kritisieren, lagen ihnen deswegen gestern noch
zu Füßen. Natürlich ist es trotzdem gut und richtig, dass die
Straßburger Abgeordneten jetzt die Dinge wieder ins Lot bringen
wollen. Abzuwarten bleibt, ob der Vorstoß politisch und vor allem
juristisch Bestand haben wird. Wenn ja, wird die Politik dem Diktat
folgen müssen, dass sie der Finanzbranche auferlegen will: Die
Grundsätze soliden, ehrlichen Kaufmannstums müssen auch für die
öffentlichen Haushalte Europas gelten. Wenn nicht, ist der
Straßburger Vorstoß der eines Kleptomanen, der mit dem Finger auf
andere zeigt und dabei "Haltet den Dieb" ruft.
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