(ots) - Wer sich noch einmal das Videoband anschaut, dem
fällt auf: Es war kein Lacherfolg, als Peer Steinbrück vor der SPD in
Potsdam zwei italienische Politiker als "Clowns" bezeichnete.
Entweder haben seine Zuhörer es überhört, für nicht lustig befunden
oder - wahrscheinlicher - es für eine zutreffende Beschreibung von
Beppe Grillo und Silvio Berlusconi gehalten. Die Aufregung entstand
jedenfalls erst im Nachhinein. Drei Faktoren kamen zusammen: Die
Medien, ein gewisser Wiedererkennungseffekt - Steinbrück war schon
oft für einen Spruch gut - und die missliche Lage von Italiens
Präsident Napolitano, der, zu Besuch in Berlin, nicht schweigen
durfte. Eine Mehrheit der Bürger dürfte Grillo wie Berlusconi als
seltsam empfinden und Steinbrück im Prinzip zustimmen. Der Kandidat
ist unterhaltsam. Der Anti-Merkel. Eine ganz andere Frage ist, ob
dieselben Leute ihn auch noch als Kanzler sehen wollen; jemand, von
dem man den Eindruck gewinnt, dass er gerade die Meinung äußert, die
ihm der Zufall oder eine Stimmung zuflüstert. Er scheint nicht viel
darüber reflektiert zu haben, in welche Lage er sowohl
Bundespräsident Gauck als auch seinen Gast aus Italien brachte; oder
in welche Kalamitäten er als Kanzler geriete, müsste er in der EU mit
Grillo oder Berlusconi verhandeln. Er würde es wohl zurückweisen, mit
Empörung gar, aber der Kandidat bedient dieselbe Sehnsucht wie
Berlusconi oder Grillo. Während die Politik immer komplexer geworden
ist, sehnen sich immer mehr Wähler nach Vereinfachung, mithin nach
jenem "Klartext", den Steinbrück zu seinem Erkennungszeichen gemacht
hat. Ob es beim Wähler ankommt, wird sich im September zeigen. Was
sich schon jetzt zeigt, ist, dass der SPD nicht wohl in ihrer Haut
ist. "Natürlich wird er als Bundeskanzler in solchen Dingen
zurückhaltender sein", sagte Fraktionsmanager Oppermann. Nur, wer ist
der echte Steinbrück? Muss sich der fidele Kandidat verbiegen, um
Kanzlerformat anzunehmen?
Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion
Telefon: 0201/8042616