(ots) - Der deutsche Arbeitsmarkt ist erstaunlich
robust. Die Arbeitslosigkeit ist im Januar saisonbereinigt nicht
gestiegen, wie man erwartet hatte, sondern vielmehr gesunken. Der
jüngste Schnee- und Kälteeinbruch kann das günstige Bild kaum trüben.
Der Arbeitsmarkt reagierte damit schnell auf die Stimmungsbesserung
in Deutschland.
Es ist wie im Lehrbuch. Man möchte fast sagen wie im Märchenbuch
mit dem starken Ritter. Die exportabhängige deutsche Volkswirtschaft
hat mit einem feindlichen Umfeld zu kämpfen. Wichtige Absatzmärkte
leiden entweder unter der Staatsschuldenkrise oder hausgemachten
Problemen oder unter beidem. Aber schon seit längerem gehen
Konjunkturexperten davon aus, dass diese Schwierigkeiten geringer
werden und die globale Konjunktur bald wieder Tritt fasst.
Dieser Überzeugung scheinen auch die deutschen Unternehmen zu
sein. Zwar fahren sie seit rund einem Jahr ihre investiven Ausgaben
zurück. Zu einem spürbaren Stellenabbau ist es dabei bislang aber
nicht gekommen. Im Gegenteil. Die saisonbereinigte Beschäftigung hat
soeben ein neues Rekordhoch erklommen. Und auch das Instrument der
staatlich unterstützten Kurzarbeit, das bei der Rekordrezession 2009
sehr stark in Anspruch genommen worden war, spielt jetzt kaum eine
Rolle. Vor dreieinhalb Jahren gab es über 1,4 Millionen Kurzarbeiter.
Derzeit sind es keine 100000. Waren die Betriebe damals schon der
Ansicht, dass der von der Finanzkrise ausgelöste und durch die
Lehman-Pleite noch stark verstärkte Wachstumseinbruch vorübergehender
Natur sei - deswegen Kurzarbeit statt Entlassungen - , sind sie es
derzeit offensichtlich umso mehr. Sonst sähe es am deutschen
Arbeitsmarkt jetzt anders aus.
Die Investitionszurückhaltung in Deutschland ist denn auch
vielmehr der Unsicherheit über den Ausgang der europäischen
Staatsschuldenkrise geschuldet als einer grundlegenden
Nachfrageschwäche. Wenn die Verunsicherung weiter nachlässt, dürfte
bei den Investitionen in Deutschland einiger Nachholbedarf realisiert
werden. Vom privaten Konsum geht, angesichts der guten Erwerbslage,
ohnehin eine stabilisierende Wirkung aus.
Sollten also in dieser "märchenhaften" Situation die bösen Drachen
wie Staatsschuldenkrise, Erlahmen des Reformeifers im Euroraum oder
die Spannungen in Nahost nicht doch noch aus dem Hintergrund
hervorbrechen, könnte die jüngst noch als akut beschriebene
Rezessionsgefahr in Deutschland einem "Happy End" weichen. Dann
könnten die Wachstumskräfte spürbar stärker aufdrehen, als es derzeit
noch erwartet wird.
(Börsen-Zeitung, 1.2.2013)
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de