(ots) - Sind Rezensenten überflüssig?
Im Internet-Zeitalter kann jeder ein Publizist sein - und damit
auch ein Kritiker von Büchern, Filmen, Kunst. Für professionelle
Rezensenten hat sich das Umfeld damit radikal geändert. Über die
Homepage des eigenen Hauses kriegen Feuilletonisten inzwischen sehr
direkte Antworten. In Artikeln von oft höchst versierten Fans finden
sie eine leidenschaftliche Konkurrenz. Und wo Metakritik-Portale ab-
und zustimmende Meinungen statistisch auswerten, verschwindet der
Einzelne in den Nachkomma-Stellen.
Das Gespräch über Kultur wird mit dem Internet vielstimmiger. Im
Schlechten bringt das sicher einen Zuwachs an Subjektivität und
Polemik mit sich, im Guten die Möglichkeit, den anderen stärker als
Korrektiv wahrzunehmen. Überflüssig wird Kritik mit alledem nicht. Je
unüberschaubarer die Kulturproduktion, je schneller die Debatte wird,
desto nötiger ist Einordnung. In der Konkurrenz um Aufmerksamkeit
kann die Kritik nur ihre Qualitäten schärfen: Urteilsstärke,
Überblick, aber auch ganz schlicht - Nachvollziehbarkeit! Am Ende
gewinnt das Argument: Ein schlaues Wort überzeugt mehr als Daumen und
Sternchen.
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