PresseKat - 100 gute Jahre

100 gute Jahre

ID: 716538

Die wachsende ZahlĂ€lterer Menschen in Deutschland wird oft als Problem fĂŒr die Sozialsysteme gesehen. Dabei birgt der demografische Wandel auch Chancen fĂŒr die Wirtschaft, weißder Betriebswirt, Programmierer und Seniorenberater Gisbert Löcher.

(firmenpresse) - Gisbert Löcher ist mit 59 Jahren der Älteste in seinem Unternehmen, doch alt fĂŒhlt er sich deswegen nicht. Der studierte Betriebswirt arbeitet seit vielen Jahren als IT-Experte am luxemburgischen Sitz einer japanischen Investmentbank. Seine Arbeit macht ihm Spaß, aber er plant schon voraus. "Ich will selbst bestimmen, wann ich aufhöre zu arbeiten", sagt er. In der Bank ist spĂ€testens mit 65,5 Jahren Schluss - bis dahin will er sich ein zweites Standbein aufgebaut haben. Seit einem Jahr studiert er deshalb parallel zum Beruf den online-basierten Masterstudiengang "Integrierte Gerontologie" an der UniversitĂ€t Stuttgart. "NatĂŒrlich geht es dabei um mein eigenes Altern", rĂ€umt Löcher ein. "Aber auch beruflich lĂ€sst sich viel daraus machen."
Im Jahr 2034 wird Deutschland - nach heutiger Statistik - die Ă€lteste Bevölkerung der Welt haben. Das kann bedrohlich wirken, weiß Prof. Frank C. Englmann, Direktor des Instituts fĂŒr Volkswirtschaftslehre und Recht der UniversitĂ€t Stuttgart. Die Sozialsysteme geraten aus dem Gleichgewicht, weil weniger junge Leute die Rente fĂŒr viele Ältere erwirtschaften mĂŒssen. "Da weniger junge Leute nachkommen, mĂŒssen die Älteren lĂ€nger arbeiten", so Englmann. Doch der Wirtschaftswissenschaftler sieht das durchaus positiv. "Zu Bismarcks Zeiten war die Lebenserwartung von Arbeitern geringer als 65 Jahre." Heute haben die Meisten auch bei lĂ€ngerer Lebensarbeitszeit nach dem Ruhestand noch viele gute Jahre.

Viele Menschen wollen selbst entscheiden, wie lange sie arbeiten. Schließlich macht Arbeit hĂ€ufig Spaß und trĂ€gt zu einem erfĂŒllten Leben bei. Gisbert Löcher hat sich in seinem Studium damit beschĂ€ftigt, was gelingendes Altern bedeutet. Gesundheit, soziale Kontakte und sinnvolle BeschĂ€ftigung sind dafĂŒr wichtig. "Man hat nicht alles in der Hand, kann aber einiges selbst dazu beitragen, erfolgreich zu altern." Löcher betrachtet das Altern als eine Aufgabe und will andere darin unterstĂŒtzen, sie zu meistern. Um Praxiserfahrung zu sammeln, engagiert er sich in der Hospizbewegung und begleitet seit einiger Zeit zwei hochbetagte Damen. "Ich will gerne helfen", sagt er. "Und wenn die alten Leute dann lieb "Danke" sagen, tut mir das auch gut.




Neben der volkswirtschaftlichen Sicht und der persönlichen Perspektive ist es auch fĂŒr einzelne Unternehmen wichtig, den demografischen Wandel im Blick zu haben. Besonders fĂŒr kleine und mittlere Unternehmen kann die Verknappung des Arbeitsmarktes gravierende Folgen haben. Anders als bei großen, global tĂ€tigen Aktiengesellschaften bedroht es mittelstĂ€ndische Unternehmen in ihrer Existenz, wenn NachwuchskrĂ€fte fehlen, um den Generationenwechsel zu vollziehen. Und wenn der Mittelstand als stĂ€rkstes Wirtschaftssegment in Deutschland leidet, ist das problematisch fĂŒr den Arbeitsmarkt und die Wirtschaftsleistung insgesamt. "Der Kuchen, der auf alle Generationen zu verteilen ist", wird kleiner", resĂŒmiert Englmann.

Gisbert Löcher hat Ideen, wie dieser Entwicklung beizukommen ist. "Ab 2015 kommen immer weniger Leute nach", sagt er. " Aber viele Personalchefs machen sich keine Gedanken, weil sie selbst nur noch ein paar Jahre im Betrieb sind." Es geht darum, bei den Firmen ein Bewusstsein fĂŒr das Problem zu schaffen - und frĂŒh Vorsorge zu treffen. "Sie sollten darauf achten, dass sie möglichst frĂŒh eine gemischte Belegschaft mit allen Altersgruppen haben. Sonst laufen sie in eine Falle hinein", sagt Löcher. Sein Plan ist es, Firmen freiberuflich zum Thema "alternde Belegschaften" zu beraten. Denn viele wissen nicht um die Vorteile, die eine altersmĂ€ĂŸig gemischte Belegschaft mit sich bringt. "Die ProduktivitĂ€t ist höher, als wenn man nur junge oder nur Ă€ltere Leute hat", so Löcher.

Auch Englmann sieht Vorteile in einer gemischten Belegschaft. Von einem erfolgreichen "Diversity Management", das auch die Integration verschiedener Kulturen und von Frauen und MĂ€nnern meint, hat das ganze Unternehmen etwas. "Zweifellos ist es so, dass die JĂŒngeren vom Erfahrungswissen der Älteren deutlich profitieren. Da geht es nicht nur um den Produktionsprozess, sondern auch die Arbeit im Team, die Lösung von Konflikten." Die gute Nachricht: Der Jugendwahn ist bereits auf dem absteigenden Ast. "Im letzten Jahrzehnt gab es ja noch sehr viele UnternehmensvorstĂ€nde, auch von DAX-Unternehmen, die zwischen 40 und 50 Jahren alt waren." Doch aufgrund des FachkrĂ€ftemangels habe das Umdenken begonnen, sagt Englmann.

Gisbert Löcher fĂŒhlt sich voller Tatendrang - und sieht sich darin durch Statistiken bestĂ€tigt. "Studien zeigen, dass die ProduktivitĂ€t von Menschen bis zum 53. Lebensjahr zunimmt und dann lange konstant bleiben kann", sagt er. FĂŒr ihn ist es wichtig, stĂ€ndig Neues zu lernen. Im Studiengang "Integrierte Gerontologie" bekommt er reichlich geistiges Futter. "Ich wusste sofort, dass ich das machen will", erzĂ€hlt er. "Da werden Generalisten ausgebildet, die an Schnittstellen arbeiten und Leitungsfunktionen ausfĂŒllen können. Besonders gefĂ€llt mir die Vielseitigkeit."
Dass man auch in der zweiten LebenshĂ€lfte noch neue Talente entdecken kann, hat Löcher erst neulich wieder gemerkt. FĂŒr einen Essay-Wettbewerb der Bundesregierung zum demografischen Wandel schrieb er den Aufsatz "Ich werde 100 gute Jahre leben". Dabei hat er festgestellt, wie viel Spaß ihm das Schreiben macht. Und auch seinem nĂ€chsten beruflichen Leben als Berater blickt er zuversichtlich entgegen: "Einem freiberuflichen Berater nehmen die Kunden sein Alter nicht ĂŒbel. Im Gegenteil: Ă€ltere Menschen fĂŒhlen sich wahrscheinlich bei einem Berater, der selbst schon ergraut ist, besser aufgehoben."

(Jörg Schuster)

http://www.gerontologie-kompakt.de

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Unternehmensinformation / Kurzprofil:

Der Studiengang Integrierte Gerontologie an der UniversitĂ€t Stuttgart verbindet gerontologische Fragestellungen mit ingenieur-, sozial- und verhaltenswissenschaftlichen Inhalten und macht Sie zu Änderungsmanagern/innen des demographischen Wandels. Werden Sie auf der Basis Ihres Studiums der Architektur, Ingenieur-, Sozial-, oder Sportwissenschaften, im Gesundheitswesen oder der Verwaltung zu Experten/innen fu?r Fragen des gelingenden Alterns und Alters. Mit dem erworbenen interdisziplinĂ€ren Wissen aus der Altersforschung können Sie fundierte Konzepte in einem enorm wachsenden und zukunftsweisenden Berufsfeld entwickeln.



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Datum: 07.09.2012 - 13:45 Uhr
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