(ots) - Sicherlich, die Aktion ist provokativ: Wenn
junge vermummte Frauen im Altarraum einer Kirche herumtoben, könnte
dies die religiösen Gefühle gläubiger Menschen verletzen. Aber, um es
ganz deutlich zu sagen: Der lautstarke Protest der Punkband Pussy
Riot richtete sich nicht gegen Glauben und Religion, sondern gegen
den russischen Präsidenten Putin und seine Handlanger. Deshalb hat
der Prozess gegen die Sängerinnen nicht im geringsten mit der
Verletzung religiöser Gefühle zu tun, sondern es geht um die
Allmachtsansprüche der russischen Führung. An den jungen Frauen und
Müttern soll ein Exempel statuiert werden zum Zwecke der weiteren
Einschüchterung der russischen Opposition.
Schlimm ist die Rolle der orthodoxen Kirche in diesem Fall. Wie
ein Ochse lässt sie sich vor den Karren des russischen Präsidenten
spannen, macht sich zum Sprachrohr einer auf Unterdrückung der
Meinungsfreiheit ausgelegten Machtpolitik. All jenen, die nun mit
solcher Heftigkeit gegen die jungen Frauen vorgehen, sei geraten,
sich diesen Satz aus Jesu Bergpredigt im Matthäusevangelium vor Augen
zu halten: "Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet. Denn
mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden."
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