(ots) - Gestern Abend ist ein tellergroßes Stück Rasen bei
Ebay versteigert worden. 161 Euro war das Unikat dem Käufer wert,
denn es stammte nicht von irgendeiner Wiese, sondern aus dem Stadion
des Fußballvereins Fortuna Düsseldorf. Angeblich, schrieb der nach
Ebay-Kriterien als seriös beleumundete Verkäufer, stamme das Grün gar
vom Elfmeterpunkt. Ob die Grashalme wirklich solch zeithistorische
Relevanz haben, sei dahingestellt. Sportjuristisch sieht es anders
aus. Denn mit den sich aus dem Chaosspiel ergebenden Konsequenzen tut
sich die DFB-Justiz äußerst schwer. Das gestrige Urteil des
Sportgerichts bescheinigte der Partie einen regulären Verlauf - ein
Spruch, wie er dem DFB und der DFL gefallen hat. Sie wollen kein
Wiederholungsspiel, schon gar nicht auf dieser medialen Bühne. Das
Nachahmerpotenzial unter radikalen Fans wäre groß, wenn sie sehen,
wie leicht der Fußball aus den Angeln zu heben ist. Das Sportgericht
stand vor einem Dilemma, hatte jedoch nur darüber zu entscheiden, ob
der Rahmen, in dem die letzten 93 Sekunden gespielt wurden, dem
Reglement entsprach. Um zu seinem Urteil zu kommen, verniedlichte es
den Platzsturm als Freudenfest voreiliger Eltern und Kinder - und
ließ TV-Bilder, die Vermummte auf dem Feld zeigen, bei der
Beweisaufnahme nicht zu. Es geht hier nicht um Kleinigkeiten wie
fehlende Elfmeterpunkte oder geklaute Eckfahnen. Auch nicht darum,
dass am Spielfeldrand hochemotionalisierte Menschen und vom
Beißschutz befreite Polizeihunde herumliefen - auch wenn sich Herthas
Kicker zurecht fragen durften: "Was passiert, wenn ich ein Tor
schieße?" Es geht um die Summe des Ganzen, was schief lief. Und die
zeigt: Der ordnungsgemäße Rahmen, wie ihn der DFB für solche Spiele
vorsieht, war nicht mehr gegeben. So war die Austragung irregulär,
und das bedeutet laut DFB-Statuten: Neuansetzung. Mit der Berufung
vor dem Bundesgericht könnte Hertha BSC deshalb Erfolg haben. Der
Vorsitzende dieser Instanz, der frühere Chef-Justiziar des DFB Götz
Eilers, gilt als ausgesprochen ordnungsliebend.
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