(ots) - von Sven Gösmann
Die Bundeskanzlerin jubelt in einem ukrainischen Fußballstadion
der deutschen Nationalelf zu, während ein paar Kilometer entfernt die
Kiewer Oppositionsführerin Julia Timoschenko im Kerker schmachtet?
Nicht nur Angela Merkel kann sich das offenbar nicht vorstellen, wie
die Meldungen über ihren möglichen Boykott der
Fußball-Europameisterschaft in der Ukraine nahelegen. Sport kann
Politik natürlich nicht ersetzen. Aber häufig ist Sport untrennbar
mit Politik verbunden. So auch im Fall des größten europäischen
Sportereignisses, der Fußball-Europameisterschaft, die im Juni im
demokratischen Polen und in der autokratischen Ukraine des Viktor
Janukowitsch stattfindet. Insofern ist es konsequent, wenn Merkel
allenfalls ihren Sportminister Hans-Peter Friedrich zu den Spielen
der deutschen Elf schickte. Die Präsenz gerade deutscher
Spitzenpolitiker oder ihre Abwesenheit sind eines der wenigen
Druckmittel des demokratischen Europa auf das Kiewer Regime. Die EM
zu boykottieren, ist keine realistische Alternative. Allerdings
müssen sich die Sport-Spitzenverbände künftig deutlich besser
überlegen, ihre Top-Wettkämpfe an Staaten mit zweifelhafter Regierung
zu vergeben. Schon Olympia 2008 in Peking war das falsche Signal an
Chinas kommunistische Machthaber. Die Ukraine hätte kein
EM-Austragungsland werden dürfen.
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