(ots) - Fast zwei Jahre nach dem Güterzugunfall in Porta
Westfalica-Vennebeck (Kreis Minden-Lübbecke) hat die
Staatsanwaltschaft Bielefeld Ermittlungen gegen sechs Mitarbeiter der
Deutschen Bahn (DB) eingeleitet. Das berichtet das Bielefelder
Westfalen-Blatt (Freitags-Ausgabe).
Nach Angaben von Behördensprecher Staatsanwalt Christoph Mackel
wird den DB-Mitarbeitern fahrlässige Gefährdung des Eisenbahnverkehrs
vorgeworfen. Bei dem Güterzugunfall am 6. Januar 2010 war Sachschaden
in Höhe von 900 000 Euro entstanden.
Die sechs Beschuldigten sollen bei der Planung und Ausführung von
Gleisbauarbeiten an dem Streckenabschnitt, auf dem der Unfall
geschah, Fehler begangen haben. Es sollen Arbeiten angeordnet worden
sein, die witterungsbedingt nicht hätten durchgeführt werden dürfen,
sagte Mackel der Zeitung. Die sechs betroffenen DB-Mitarbeiter seien
in unterschiedlichen Positionen für die Bauaufsicht zuständig
gewesen.
Die Schienen hätten auf einem maroden Untergrund gelegen. Dadurch
seien sie abgesackt. Es besteht der Verdacht, dass aus
wirtschaftlichen Gründen der Untergrund nicht richtig verdichtet
wurde. Zudem sollen unzulässige Schweißarbeiten bei Temperaturen von
bis zu minus 18 Grad durchgeführt worden sein. Diese Arbeiten sollten
eigentlich im Frühjahr 2010 nachgebessert werden. Bei Erwärmung
dehnen sich die Schienen aus, was zu erhöhten Spannungen und damit zu
Störungen der Gleisanlage führen kann, heißt es in dem
Zeitungsbericht.
Bei dem Unfall in Vennebeck war ein Güterzug entgleist. Vier
Waggons sprangen aus den Schienen. Tags zuvor, am 5. Januar 2010, war
bereits ein Güterzug bei Neubeckum entgleist. Bei diesem Unfall
entstand Sachschaden in Millionenhöhe. Durch die beiden Unfälle war
es auf der Hauptverbindungsstrecke zwischen Köln, dem Ruhrgebiet und
Berlin über mehrere Tage zu erheblichen Behinderungen gekommen. Auch
im Fall Neubeckum besteht der Verdacht, dass Pfusch am Bau zu dem
Unglück geführt hat, schreibt das Westfalen-Blatt. Die Gleise in
Neubeckum waren erst 2008 erneuert worden. Hier sind die Ermittlungen
der Bundespolizei noch nicht abgeschlossen. In beiden Fällen,
Vennebeck und Neubeckum, haben nach Angaben der
Eisenbahn-Unfalluntersuchungsstelle (EUB) in Bonn fehlerhafte
Schienenanlagen zu den Güterzugunfällen geführt. Wer für die Fehler
verantwortlich ist, wird nun von der Bundespolizei ermittelt.
Auch bei einem Güterzugunfall, der sich am 3. August 2010 in
Hilden bei Düsseldorf ereignet hatte, besteht der Verdacht, dass
fehlerhafte Gleisanlagen die Ursache sind. Hier dauern die
Ermittlungen von EUB und Bundespolizei noch an. In Hilden war ein mit
Kohlenstaub beladener Güterzug entgleist. Die Trümmerschneise, die
der Zug hinterließ, war mehr als einen halben Kilometer lang.
Sachschaden: eine Million Euro.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261