(ots) - Ein Kommentar von Birgit Marschall:
Als wollten die Anleger den Regierungen ins Gedächtnis rufen, dass
die Schuldenkrise keineswegs vorüber ist, trieben sie den Kurs des
Euro kurz vor Jahresende auf ein Jahrestief. Die Angst der Anleger
vor einer Eskalation der Krise im Frühjahr wächst. Den Regierungen
bleibt nicht mehr viel Zeit, um das Vertrauen in den Euro und die
hinter ihm stehenden Institutionen wiederherzustellen. Erst vor
wenigen Wochen, fast zwei Jahre nach Beginn der Schuldenkrise und
zahllosen EU-Gipfeln, haben die Regierungen endlich Schritte
vereinbart, die langfristig für mehr Vertrauen sorgen könnten. Sie
wollen sich vertraglich zu automatischen Strafen gegen Schuldensünder
verpflichten und ihre Politik vereinheitlichen. Doch ob diese Pläne
jemals Wirklichkeit werden, müssen die Regierungen den Anlegern erst
noch beweisen, und das dauert. Zur Überbrückung dieser
Unsicherheitsphase sind kurzfristig weitere Stabilisierungsmaßnahmen
notwendig. Die Bundesregierung will daher den dauerhaften
Euro-Rettungsschirm ESM früher als geplant mit mehr Eigenkapital
ausstatten. Ob dies beeindruckt, ist jedoch fraglich. Zu ahnen ist,
dass sich Deutschland am Ende doch noch mehr in Richtung
gemeinschaftlicher Haftung wird bewegen müssen.
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